24.05.2024 11:57:02 - dpa-AFX: POLITIK: Kämpfe und Attacken treiben 45 000 in Myanmar in die Flucht

GENF/YANGON (dpa-AFX) - Gewalt und Attacken durch das Militär und
Rebellenarmeen haben in Myanmar in Südostasien erneut Tausende Zivilisten in die
Flucht getrieben. Im Norden der Rhakine-Region, wo die muslimische Minderheit
der Rohingya lebt, seien 45 000 Menschen in die Grenzregion zu Bangladesch
geströmt, berichtete das UN-Menschenrechtsbüro am Freitag in Genf. Ein
Geflohener habe berichtet, er habe auf der Fluchtroute Dutzende Tote gesehen,
sagte der Leiter des Menschenrechtsbüros für Myanmar, James Rodehaver. Nach
glaubhaften Angaben sei die Stadt Buthidaung seit vergangenen Freitag weitgehend
niedergebrannt. Rodehaver sprach aus Bangkok im Nachbarland Thailand über
Videolink to Reportern in Genf.

Wer für die Brände verantwortlich ist, sei bislang nicht eindeutig geklärt.
Das Militär habe sich zuvor aus der Stadt zurückgezogen. Dort habe die
Rebellengruppe Arakan-Armee das Kommando übernommen. Auf ihr Konto gehen nach
Angaben von Rodehaver mindestens vier Enthauptungen. Das UN-Menschenrechtsbüro
rief Bangladesch auf, Flüchtlingen Schutz zu gewähren, wenn sie darum bitten. Es
rief andere Länder auf, das Land finanziell bei dieser Aufgabe zu unterstützen.

Nach Angaben von Rodehaver werden Zivilisten, vor allem Rohingya, sowohl vom Militär als auch der Arakan-Armee drangsaliert und teilweise zwangsrekrutiert,
"als Kanonenfutter", wie er sagte. Die muslimische Minderheit hat in dem
Vielvölkerstaat keinen Rückhalt. Sie wird praktisch von allen Teilen der
überwiegend buddhistischen Bevölkerung diskriminiert. Mehr als eine Million
Rohingya sind bei früheren Gewaltwellen nach Bangladesch geflohen. In Myanmar
dürften nur noch rund 600 000 Rohingya leben.

Die Arakan-Armee ist eine der drei großen Rebellengruppen, die durch ihren
Zusammenschluss im vergangenen Jahr eine Wende im Krieg gegen das Militär
herbeigeführt haben. Das Militär hatte sich 2021 nach rund fünf Jahren mit einer
zivilen Regierung in Myanmar erneut an die Macht geputscht. Nach Angaben von
Rodehaver ist die Armee an praktisch allen Fronten auf dem Rückzug./oe/DP/ngu

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