20.06.2024 06:19:36 - dpa-AFX: Lindner bleibt bei Debatte über Schuldenbremse kompromisslos

BERLIN (dpa-AFX) - Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) bleibt in
der Debatte über die Schuldenbremse im Rahmen der Verhandlungen über den
Haushalt 2025 kompromisslos. "Man muss nicht die Schuldenbremse aufheben,
sondern muss diese Verteilungspolitik einstellen", sagte er dem
Nachrichtenportal "The Pioneer" (Donnerstag). "Wir haben kein Einnahmeproblem.
Wir werden bald die Marke von einer Billion Euro Steuereinnahmen pro Jahr
überschreiten. Es geht darum, im Haushalt zu verschieben - weg von Konsum und
Vergangenheit und hin zu Investition und Zukunft."

Am Mittwoch hatte Lindner offen gelassen, ob das Kabinett den Bundeshaushalt für das kommende Jahr bis zum geplanten Stichtag am 3. Juli beschließt. Die
Haushaltsverhandlungen sind schwierig. Verschiedene Ressorts wollen Sparvorgaben
Lindners nicht einhalten. Der Finanzminister pocht darauf, dass die im
Grundgesetz verankerte Schuldenbremse eingehalten wird. Diese sieht neue
Schulden nur in einem begrenzten Umfang vor.

Der Investitionsbedarf bis 2030 und darüber hinaus könne durch den regulären Etat gedeckt werden, sagte Lindner dem Portal "The Pioneer" weiter. "Die
Voraussetzung ist, dass wir eine Umschichtung vornehmen, dass wir die
Prioritäten verschieben." Als Beispiel nannte Lindner den Sozialetat: "Wir
wenden Milliarden Euro auf, um Menschen zu unterstützen, die nicht arbeiten.
Zugleich haben wir aber einen Fach- und Arbeitskräftemangel. Wir brauchen also
eine Arbeitsmarktpolitik, die ihren fordernden Charakter stärkt."

Zusätzlichen Sondervermögen erteilte Lindner eine klare Absage: "Wir zahlen
ja trotzdem dafür Zinsen und wir missachten die europäischen Fiskalregeln",
sagte Lindner und fügte hinzu: "Sondervermögen sind auch Schulden." Deshalb
plädiere er dafür, im laufenden Etat Spielräume zu gewinnen. "Das ist bei
Disziplin möglich." Auf die Frage, was passiere, wenn die anderen Parteien auf
seinen Spar-Appell nicht hörten, antwortete Lindner: "Dann gibt es keinen
verfassungskonformen Haushalt und deshalb ist das keine Option, mit der man
rechnen sollte."/hme/DP/stk

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