09.07.2024 06:30:03 - dpa-AFX: ROUNDUP/Spekulationen um Gesundheit: Bidens Arzt meldet sich zu Wort

WASHINGTON (dpa-AFX) - Nach offenen Fragen zu Besuchen eines Spezialisten
für Parkinson im Weißen Haus macht der Arzt von US-Präsident Joe Biden Details
öffentlich. Dr. Kevin Cannard sei der neurologische Spezialist, der Präsident
Biden für jede seiner jährlichen Routine-Gesundheitschecks untersuche, schrieb
Bidens Leibarzt Arzt Kevin O'Connor in einem vom Weißen Haus veröffentlichten
Brief. Cannard sei nicht ausgewählt worden, weil er ein Spezialist für
Bewegungsstörungen sei, sondern weil er "ein hochqualifizierter und hoch
angesehener Neurologe" sei. Sein "sehr breites Fachwissen" gebe ihm die
Flexibilität, um eine Vielzahl von Patienten und Problemen zu bewerten.

Zuvor war es bei der täglichen Pressekonferenz im Weißen Haus zu einer
aufgeheizten Debatte zwischen den anwesenden Journalistinnen und Journalisten
und Bidens Sprecherin, Karine Jean-Pierre, gekommen. Jean-Pierre weigerte sich,
Angaben dazu zu machen, warum Cannard das Weiße Haus in den vergangenen Monaten
regelmäßig besucht hatte. Die "New York Times" schrieb unter Berufung auf
offizielle Besucherprotokolle, dass Cannard achtmal seit dem vergangenen Sommer
in der Regierungszentrale gewesen sei. "Es spielt keine Rolle, wie sehr Sie mich
drängen, es spielt keine Rolle, wie wütend Sie auf mich sind", sagte die
Sprecherin auf mehrere Nachfragen zu den Besuchen. "Wir können die Namen der
Spezialisten nicht nennen, vom Dermatologen bis zum Neurologen."

Experte arbeitet in Medizineinheit im Weißen Haus

Bidens Arzt O'Connor zufolge sind die Ergebnisse der neurologischen
Untersuchung durch Cannard jedes Mal öffentlich gemacht worden. Ende Februar
hieß es in dem veröffentlichtem Gesundheitsbericht, dass es bei Biden keine
Anzeichen für mögliche Schlaganfälle oder Parkinson gebe und der Präsident
"keinen Tremor" aufweise. "Präsident Biden hat keinen Neurologen außerhalb
seiner jährlichen Untersuchung gesehen", schrieb O'Connor nun weiter. Cannard
sei seit 2012 neurologischer Berater der Medizineinheit im Weißen Haus.

Diese Abteilung des Weißen Hauses ist für die medizinischen Bedürfnisse des
Präsidenten, der Mitarbeiter und Besucher des Weißen Hauses verantwortlich.
Cannard halte dort regelmäßige Sprechstunden ab. "Patienten im Weißen Haus zu
sehen, ist etwas, was Dr. Cannard seit einem Dutzend Jahren tut." Um die
Privatsphäre der Patientinnen und Patienten zu schützen, würden die Namen der
Experten normalerweise nicht veröffentlicht. In diesem Fall mache man nun eine
Ausnahme.

Biden seit TV-Debakel im Krisenmodus

Der 81 Jahre alte Biden muss sich seit seinem TV-Debakel gegen den
republikanischen Herausforderer Donald Trump zunehmend Fragen zu seiner
geistigen Fitness gefallen lassen. Auch in der Demokratischen Partei ist er
unter Druck geraten. In den USA wird diskutiert, ob Biden wegen seines hohen
alters wirklich der richtige Präsidentschaftskandidat der Demokraten für die
Wahl im November ist. Biden weist jegliche Zweifel zurück. Einen kognitiven
Gesundheitstest zu seinen geistigen Fähigkeiten lehnt er ab. Auch seine
Sprecherin Jean-Pierre betonte noch einmal, dass man dazu keine Veranlassung
sehe.

Der aktuelle Schritt des Weißen Hauses ist ungewöhnlich und zeigt, wie groß
der Druck mittlerweile ist. Die Veröffentlichung der Details dürfte das Ziel
haben, Spekulationen zu einer möglichen Parkinson-Erkrankung Bidens auszuräumen.
"Ist der Präsident wegen Parkinson behandelt worden? Nein. Wird er wegen
Parkinson behandelt. Nein, wird er nicht. Nimmt er Medikamente gegen Parkinson.
Nein", sagte Jean-Pierre bereits beim Pressebriefing.

Erkrankung des Nervensystems

Parkinson ist eine nervenbedingte Bewegungsstörung, die vor allem ältere
Menschen trifft. Ursache für die auch Schüttellähmung genannte Krankheit ist das
Absterben von Nervenzellen im Gehirn. Sie produzieren dann kein Dopamin mehr,
mit dessen Hilfe der Körper normalerweise Bewegungen steuert. Zahlreiche
Störungen sind die Folge: Zittern, verspannte Muskeln sowie Gang- und
Gleichgewichtsstörungen. Hinzu kommen eine leise und monotone Sprache sowie eine
starre Mimik./nau/DP/zb

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