12.07.2024 13:14:54 - dpa-AFX: Börse Frankfurt-News: "US-Zinswende immer wahrscheinlicher" (Anleihen)

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die Rentenmärkte haben sich im Laufe der
Woche dank zurückgehender Teuerungsraten in den USA positiv entwickelt. Ob der
Trend hierzulande anhält, stellen Händler aber in Frage. Vielleicht auch deshalb
sind länger laufende Unternehmensanleihen gefragt.

12. Juli 2024. Die Hoffnung auf baldige Zinssenkungen in den USA haben die
Anleihekurse in dieser Woche beflügelt. Die Rendite zehnjähriger
US-Staatsanleihen notiert aktuell bei 4,21 Prozent und damit auf dem niedrigsten
Stand seit Ende März. Zu Beginn des laufenden Monats rentierten die Papiere noch
bei knapp 4,50 Prozent.

Die Fed dürfte im September aktiv werden

Forciert wurde der Abwärtstrend der Renditen in dieser Woche, von der stärker
als erwartet gesunkenen Inflation in den USA. "Da der disinflationäre Trend
intakt zu sein scheint und die Zahlen positiv überrascht haben, sind die
Hoffnungen auf Zinssenkungen größer geworden", erklären die Analysten der
Helaba. Die Fed Funds Futures preisen mit 100 Prozent Wahrscheinlichkeit einen
ersten Zinsschritt der Fed für den 18. September ein. Bis zum Jahresende soll es
noch ein bis zwei weitere Leitzinssenkungen um 25 Basispunkte geben.

"Eine erste Zinssenkung der US-Notenbank ist nur noch eine Frage der Zeit",
denkt auch Tim Oechsner von der Steubing AG. Etwas gedämpft wurden die Signale
seiner Meinung nach durch die robusten Daten vom Arbeitsmarkt, wo die
wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stärker gesunken sind als
erwartet. "Ein starker Arbeitsmarkt stützt tendenziell die Lohnentwicklung und
damit auch die Inflation", gibt der Händler zu Bedenken. Die Analysten der LBBW
sind allerdings der Meinung, "dass es hinter der noch immer glänzenden Fassade
des US-Arbeitsmarkts zunehmend zu bröckeln scheint". Sie sehen daher ebenfalls
eine "steigende Wahrscheinlichkeit", dass die US-Währungshüter auf der Sitzung
im September die Leitzinswende einleiten werden.

Steigende Renditen trotz Zinssenkung?

Am europäischen Rentenmarkt sind die Renditen ebenfalls zurückgekommen. Bei
Bundesanleihen mit 10-jähriger Laufzeit ging es im Tief um zehn Basispunkte auf
2,46 Prozent zurück, bevor die Hälfte dieses Rückgangs am Freitagmorgen wieder
zurück gehandelt wurde. Zweijährige Anleihen fielen vom Wochenhoch bei 2,91 auf
aktuell 2,82 Prozent zurück. An den Terminmärkten wird eine weitere Zinssenkung
der EZB bis September mit 83 Prozent Wahrscheinlichkeit eingepreist. In der
kommenden Woche dürfte noch nichts passieren.

Klaus Stopp von der Baader Bank ist entgegen der jüngsten Tendenz von zukünftig
weiter sinkenden Anleiherenditen hierzulande noch nicht überzeugt. Gerade mit
Blick auf die aktuelle politische Lage hält er das vergleichsweise niedrige
Refinanzierungsniveau der Bundesrepublik für fragwürdig. Bei der zehnjährigen
Bundesanleihe, die nicht so stark von der EZB-Politik beeinflusst wird, kann er
sich einen Anstieg in Richtung 2,80/2,90 Prozent vorstellen. "Auch das wäre ja
immer noch ein relativ niedriges Niveau", ordnet der Händler ein.

Langlaufende Unternehmensanleihen gesucht

Im Handel an der Börse Frankfurt bereiten sich die Spezialisten "schon ein
bisschen auf das Sommerloch vor", wie Stopp mit Blick auf das Handelsvolumen
erklärt. Gekauft werden vor allem deutsche Unternehmensanleihen mit längeren
Laufzeiten (2030 bis 2034) von der Lufthansa (XS2815984732), Heidelberg
Materials (XS2842061421), Bayer (XS2630111719) und Fraport (XS2832873355). Die
Papiere werfen alle um die vier Prozent Rendite ab.

Rund sechs Prozent bringt eine bis 2028 laufende Anleihe von Jung, DMS & Cie.
Pool (DE000A3514Q0), die von der Kundschaft der Steubing AG geordert wird.
Oechsner meldet zudem gute Nachfrage nach einer Anleihe der Deutsche Bahn
Finance (XS2689049059). Aus den Reihen der ICF Bank berichten Händler ebenfalls
von weiterhin guten Umsätzen in dem o.a. Lufthansa-Bond. Gesucht wird zudem eine
4-jährige Anleihe der Multitude Capital Oyj (NO0013259747) mit zweistelligen
Kupons bei Kursen um die 98 Prozent und Fälligkeit 2028.

Von Thomas Koch, 12. Juli 2024 © Deutsche Börse AG

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