15.05.2024 05:59:03 - dpa-AFX: US-Regierung: Boeing verstieß gegen Auflagen
FORT WORTH (dpa-AFX) - Boeing droht neues Ungemach mit der
US-Regierung. Das amerikanische Justizministerium kam zu dem Schluss, dass der
Flugzeugbauer gegen Auflagen aus einer Vereinbarung verstoßen habe, die ihn
bisher vor Strafverfolgung nach zwei tödlichen Flugzeugabstürzen bewahrte.
Boeing habe nicht wie abgemacht ein Programm umgesetzt, das Verstöße gegen
US-Betrugsgesetze verhindern sollte, hieß es in Gerichtsunterlagen von Dienstag.
Wie sie in der Angelegenheit weiter verfahren will, hat die Regierung nach
eigenem Bekunden noch nicht entschieden.
Boeing bekam Zeit bis zum 13. Juni für eine offizielle Antwort. In einer
ersten Reaktion am Dienstag betonte das Unternehmen, es habe sich nach seiner
eigenen Einschätzung an die Vereinbarung gehalten.
Bei Abstürzen zweier Maschinen des Typs 737-Max im Oktober 2018 und März
2019 waren 346 Menschen ums Leben gekommen. Ein Auslöser der Unglücke war
Ermittlungen zufolge eine Software der Flugzeuge, die Piloten unterstützen
sollte, aber stärker als von ihnen erwartet in die Steuerung eingriff. Boeing
geriet in die Kritik, weil der Flugzeugbauer bei der Zertifizierung des Typs
durch US-Behörden spezielle Schulungen für die Software für unnötig erklärt
hatte.
Gemäß der Vereinbarung mit der US-Regierung zahlte Boeing eine Strafe von
243 Millionen Dollar (225 Millionen Euro). Die Betrugsvorwürfe im Zusammenhang
mit den Angaben an die US-Behörden wurden zwar nicht weiterverfolgt. Allerdings
galt so etwas wie eine Bewährungs-Regelung mit der zentralen Auflage, dass
Boeing ein Compliance- und Ethik-Programm umsetzt. Das Justizministerium betonte
nun, dass ein Verstoß dagegen wieder eine strafrechtliche Verfolgung des
Unternehmens nach sich ziehen kann.
Die Max-Flugzeuge mussten nach den beiden Abstürzen lange am Boden bleiben,
bis Boeing Nachbesserungen durchführte. In diesem Jahr kam der Konzern dann
abermals durch einen dramatischen Zwischenfall ins Visier der Behörden. Bei
einer so gut wie neuen Boeing 737-9 Max der US-Fluggesellschaft Alaska Airlines
brach im Januar kurz nach dem Start im Steigflug ein Rumpffragment heraus.
Allerdings waren die beiden Sitze in der Nähe des Lochs im Rumpf durch einen
glücklichen Zufall leer geblieben und das Flugzeug befand sich noch in relativ
geringer Höhe, weshalb der Vorfall glimpflich ausging und niemand ernsthaft zu
Schaden kam.
Danach leitete die US-Regierung Ermittlungen ein und die Luftfahrtaufsicht
FAA forderte Boeing auf, einen Plan zur Verbesserung der Qualitätskontrollen
vorzulegen. Außerdem blockierte die Behörde bis auf Weiteres den von Boeing
angestrebten Ausbau der 737-Max-Produktion./so/DP/zb