24.05.2024 14:37:36 - dpa-AFX: WOCHENAUSBLICK: Hängepartie um künftige Zinspolitik bleibt entscheidend

FRANKFURT (dpa-AFX) - Das Wohl und Wehe an den Aktienmärkten dürfte in der
neuen Woche eng an die Zinserwartungen geknüpft bleiben. Die jüngste Rekordjagd
in der Hoffnung, dass in den USA bald Zinssenkungen erfolgen, wurde erst einmal
abgeblasen. "Die jüngsten Daten zur US-Wirtschaft zeigen, dass diese für eine
baldige Zinswende einfach zu stark ist", betonte die Helaba-Expertin Claudia
Windt. Auch das Protokoll der letzten Zinssitzung der US-Notenbank galt als
Stimmungsdämpfer.

Überraschend starke Einkaufsmanagerdaten schürten neue Inflationssorgen und
schmälerten damit die Hoffnung, dass es noch vor den US-Wahlen Anfang November
Zinssenkungen geben wird. "Argumente für sinkende Leitzinsen lassen sich derzeit
nur schwer bemühen", fuhr Windt vor diesen Hintergründen fort. Der Dax
bekam dies zuletzt zu spüren, indem er sich von der 19
000-Punkte-Marke wieder entfernte. Sah es Mitte Mai noch so aus, als wäre der
Sprung darüber reine Formsache, ist der Abstand zuletzt wieder etwas größer
geworden.

Aus der Seitwärtsspanne zwischen 18 600 und 18 900 Punkten, die der Dax 14
Tage nicht verlassen hatte, folgte am Freitag ein Test nach unten. Wenn auch
nicht auf Rot, so ist die Börsenampel laut dem Finanzmarktexperten Jürgen Molnar
vom Broker Robomarkets "zumindest mal auf Gelb zurückgesprungen". Sollte der Dax
unter das ehemalige Rekordhoch von 18 568 Punkten fallen, fürchtet er schnell
ungemütliche Zeiten mit einer längeren Korrektur. Mit einem Tagestief von 18 515
Punkten sah es am Freitag schon kurz nach einem Test dieser Zone aus.

In den kommenden Tagen wird es also spannend, ob das Börsenmotto "Sell in
May and go away" vielleicht doch noch greift, denn bislang ist der Mai mit einem
Dax-Anstieg um fast vier Prozent ein sehr starker Monat. Laut dem Chefvolkswirt
Carsten Klude von M.M. Warburg aber führen solch "einfache Regeln an der Börse
selten zum Erfolg". Er stellte fest, dass der Mai in den letzten 44 Jahren kein
schlechter Börsenmonat war. Gemessen am Dax sei die Verlustwahrscheinlichkeit
kaum höher als in anderen Monaten.

Den Grund für die jüngste Aktienstärke sieht Klude in positiven
Rahmenbedingungen. So habe die jüngste Berichtssaison gezeigt, dass die meisten
Unternehmen höhere Gewinne erwirtschaftet haben als erwartet. Außerdem hätten
sich die großen US-Technologieunternehmen wieder einmal als wahre
Gelddruckmaschinen erwiesen, sagte er mit einem Seitenblick auf Nvidia
. Der Chipkonzern konnte die schon sehr hohen Erwartungen noch
toppen.

Klarheit über die künftige Inflation und Zinspotenziale könnte laut dem
Robomarkets-Experten Molnar noch bis in den Herbst auf sich warten lassen.
"Geldpolitisch hat sich zwar durch das Sitzungsprotokoll der Fed nicht wirklich
viel geändert, aber es hat eben auch nicht dazu beigetragen, dass die Anleger
die Zinswende 2024 fest in ihren Kalendern markieren können", sagte Molnar. Bis
dahin werde es auch noch einige Konjunkturdaten geben, die näheren Aufschluss
darüber geben.

Die ganz großen Hochkaräter aus den USA lassen diesbezüglich aber auf sich
warten. Am Donnerstag dürfte die Revision des Bruttoinlandsprodukts im ersten
Quartal im Mittelpunkt stehen und am Freitag warten Daten zu den privaten
Einkommen und Ausgaben, mit denen ein für die Fed wichtiger Preisindex
veröffentlicht wird. Die Dekabank rechnet damit, dass dieser im April ohne
Nahrungsmittel und Energie um 0,3 Prozent gegenüber dem Vormonat angestiegen
ist.

In der Eurozone wird es in der neuen Woche spannender: Am Montag steht das
Ifo-Geschäftsklima im Mittelpunkt. Geht es nach dem Helaba-Experten Stefan
Mütze, dürfte der Index im Mai zum vierten Mal in Folge steigen und eine
Besserung der Konjunktur in Deutschland signalisieren. Aus Sicht von Expertin
Windt kommt es im Wochenverlauf in hohem Maße darauf an, dass die Zuversicht
keine Risse bekommt durch die Verbraucherpreisdaten aus Deutschland und der
Eurozone.

Das Bankhaus Metzler erwartet, dass die Eurozonen-Inflation im Mai bei 2,4
Prozent verharrt und erst später weiter in Richtung der mittelfristigen
Zielmarke von zwei Prozent der Europäischen Zentralbank fällt. "Die Gründe dafür
sind die Entspannung der Lieferketten, die gefallenen Energiepreise sowie die
schwache Konsumnachfrage", erklärte der Chefvolkswirt Edgar Walk vom Asset
Management der Privatbank./tih/ag/jha/

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
DAX ® 846900 Xetra 18.002,02 14.06.24 17:50:00 -263,66 -1,44% - - 18.267,68 18.002,02

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH