10.07.2024 06:34:59 - dpa-AFX: ROUNDUP/Selenskyj: Zerbombtes Krankenhaus wird wieder aufgebaut

KIEW/WASHINGTON (dpa-AFX) - Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj
hat den Wiederaufbau des bei einem russischen Raketenangriff schwer beschädigten
Kinderkrankenhauses in Kiew angekündigt. 100 Millionen Hrywnja (umgerechnet 2,3
Millionen Euro) seien für die Unterstützung des Krankenhauses bereits angewiesen
worden, weitere 300 Millionen Hrywnja würden folgen, sagte Selenskyj. Er dankte
allen privaten Spendern, die die Klinik unterstützt haben und versprach allen
Familien Hilfe, deren Angehörige bei der Attacke getötet oder verletzt wurden.

Bei dem Raketenangriff auf die Ukraine wurden am Montag landesweit mehr als
40 Menschen getötet und weit über 100 verletzt. International rief der Beschuss
eines Kinderkrankenhauses in Kiew Fassungslosigkeit hervor. In einer
Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats gab es scharfe Kritik am russischen
Vorgehen.

Moskau spricht nach Raketenangriff von ukrainischer PR

"Das ist natürlich eine PR-Aktion, in dem Fall eine auf Blut basierende
PR-Aktion", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Die Ukrainer seien so ungeschickt
beim Einsatz ihrer Flugabwehr gewesen, dass eine dieser Raketen im Krankenhaus
eingeschlagen sei, behauptete er in einem Interview des russischen
Staatsfernsehens. Nun versuche Kiew, diese Tragödie als Hintergrund für die
Teilnahme von Präsident Wolodymyr Selenskyj beim Nato-Gipfel auszuschlachten.

USA und Partner sagen Kiew Stärkung der Luftabwehr zu

Die USA und weitere Nato-Staaten wollen der Ukraine zusätzliche Ausrüstung
zur Abwehr russischer Luftangriffe liefern. Das kündigte US-Präsident Joe Biden
bei einem Festakt zum 75-jährigen Bestehen des Verteidigungsbündnisses in
Washington an. In einem gemeinsamen Statement der USA und mehrerer Partner war
auch die Rede von "zusätzlichen" Patriot-Luftabwehrsystemen.

Außerdem sollten Dutzende taktischer Luftabwehrsysteme - etwa vom Typ Nasams oder Iris-T - an Kiew gehen, hieß es darin weiter. "Diese Systeme werden die
Luftverteidigung der Ukraine weiter ausbauen und stärken." Die gemeinsame
Erklärung kam unter anderem von den USA, Deutschland, den Niederlanden, Rumänien
und Italien.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bedankte sich in Washington.
Auf der Plattform X schrieb er, die Patriots und Luftabwehrsysteme würden
helfen, "russische Drohnen und Raketen zu zerstören und die Ukrainer besser vor
russischem Terror aus der Luft zu schützen", wie etwa bei dem brutalen Angriff
auf das wichtigste Kinderkrankenhaus des Landes.

Kiew hat nach eigenen Angaben bislang insgesamt vier Patriot-Systeme
erhalten. Drei davon hat Deutschland bereitgestellt. Ein weiteres wurde unter
anderem von Rumänien in Aussicht gestellt.

Der Krieg in der Ukraine gehört zu den Hauptthemen beim Nato-Gipfel in
Washington. Die Staats- und Regierungschefs der 32 Mitgliedsstaaten des
Verteidigungsbündnisses feiern dort das 75. Jubiläum der Nato.

Pistorius appelliert an Nato: Mehr Ukraine-Hilfe nötig

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) rief die Nato-Partner zu
verstärkter militärischer Unterstützung der Ukraine aufgerufen. Nach den
Haushaltsplanungen gebe es in der deutschen Finanzierung "keine Lücke in dem
Sinn", es gebe aber einen kleineren Betrag als in diesem Jahr, sagte der
SPD-Politiker am Rande des Nato-Gipfels in Washington. Gemeinsame Aufgabe sei
es, "der Ukraine mit dem zu helfen, was sie braucht, aber auch mit dem, was wir
uns leisten können".

Pistorius sagte: "Aber das ist gleichzeitig auch bitte zu verstehen als ein
Appell an alle anderen Partner in Europa mehr zu tun, um die Ukraine eben auch
durch dieses Jahr und das nächste zu führen."

Putin und Modi beschwören in Moskau enge Kooperation

Der indische Premier Narendra Modi würdigte bei seinem zweitägigen Besuch
bei Kremlchef Wladimir Putin die Partnerschaft beider Länder. Beide lobten die
jahrzehntelangen Beziehungen als "privilegierte strategische Partnerschaft", die
weiter ausgebaut werden solle. In einer gemeinsamen Erklärung nach den
Gesprächen hieß es, die beiden Länder wollten weiter bei Militärtechnologien
kooperieren. Die gemeinsame Produktion von Ersatzteilen russischer Waffen und
Verteidigungsausrüstung in Indien solle demnach gefördert werden.

Indien ist vor dem Hintergrund westlicher Sanktionen nach Angaben der
Regierung in Moskau zugleich zum größten Abnehmer von russischem Öl
aufgestiegen. "Indien ist der wichtigste Markt und zum heutigen Tag ist Indien
für uns im Energiesektor einer der Schlüsselpartner", sagte Russlands
Vizeregierungschef Alexander Nowak der Nachrichtenagentur Interfax zufolge.
Seinen Angaben nach hat Russland im vergangenen Jahr 90 Millionen Tonnen Öl nach
Indien geliefert./bal/DP/zb

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