21.06.2024 14:32:49 - dpa-AFX: Barcelona will alle Ferienwohnungen abschaffen

BARCELONA (dpa-AFX) - Im Kampf gegen die Wohnungsnot will Barcelona bis Ende
2028 die Vermietung von Ferienwohnungen abschaffen. Alle Wohnungen, die derzeit
legal an Touristen für einen kurzfristigen Aufenthalt vermietet würden, würden
dann von Bewohnern der Metropole im Nordosten Spaniens benutzt werden können,
erklärte Bürgermeister Jaume Collboni am Freitag vor Journalisten. "In der Stadt
Barcelona wird es ab 2029 keine Ferienwohnungen mehr geben, wie wir sie heute
kennen. Und das wird es uns ermöglichen, 10 000 Unterkünfte auf den Miet- oder
Verkaufsmarkt zu bringen", sagte er. Das werde "dem Bau von 10 000 Wohnungen"
entsprechen, betonte er.

Der Bürgermeister wies darauf hin, dass die Mietpreise in der katalanischen
Hauptstadt in den letzten zehn Jahren um fast 70 Prozent und die Kaufpreise um
etwa 40 Prozenten gestiegen seien. Die Stadtverwaltung sehe sich deshalb
gezwungen, per Dekret drastische Maßnahmen zu ergreifen, um den Zugang zu
bezahlbarem Wohnraum zu gewährleisten. Die bestehenden Lizenzen wolle man nach
Ablauf nicht mehr erneuern.

"Wir können nicht zulassen, dass die Mehrheit der jungen Menschen, die das
Elternhaus verlassen wollen, gezwungen sind, Barcelona zu verlassen", meinte der
sozialistische Politiker. Diese Maßnahme werde die Wohnungsnot nicht über Nacht
beenden. "Diese Probleme brauchen Zeit. Aber mit dieser Maßnahme markieren wir
einen Wendepunkt."

Der Unmut gegenüber Massentourismus nimmt in Spanien rasant zu. In
Touristenhochburgen wie Barcelona, Mallorca oder den Kanaren gab es zuletzt
größere Proteste. Dort wird die zunehmende Besucherzahl insbesondere für den
Mangel an bezahlbarem Wohnraum, aber auch für Umweltzerstörung, Staus,
Überfüllung, Preisanstiege und Wassermangel sowie für die Überlastung des
Gesundheitssektors und der Abfallentsorgung verantwortlich gemacht./er/DP/jha

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