26.06.2024 16:04:38 - dpa-AFX: Ministerpräsident wartet auf Gutachten zur Perspektive von Meyer

HANNOVER (dpa-AFX) - Vor einer Hilfe der Steuerzahler zur Rettung der
kriselnden Meyer Werft will Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil
zunächst ein Gutachten zur wirtschaftlichen Perspektive des Unternehmens
abwarten. "Ansonsten wird sich die öffentliche Hand nicht engagieren können",
sagte Weil im Interview mit dem "Ostfriesischen Kurier" in Norden. Derzeit werde
an der Bewertung von Experten gearbeitet.

Es gehe um Brückenfinanzierungen für die Zeit, in der die Schiffe gebaut
werden, aber noch nicht abgeliefert und voll bezahlt sind. "Man muss in dieser
Zeit die Liquidität und Handlungsfähigkeit des Unternehmens wahren", sagte der
SPD-Politiker der Zeitung. Klar sei, dass das Land es nicht alleine schaffe,
sondern dass auch der Bund helfen müsse.

Zur Frage eines Einstiegs des Landes bei dem kriselnden
Kreuzfahrtschiffbauer sagte Weil, im Moment sei überhaupt noch nichts vom Tisch,
eine Lösung gebe es aber auch noch nicht. "Das Land hat sicher keinen Ehrgeiz,
sich operativ zu betätigen", erklärte der Regierungschef.

Nach dem Rückzug der Meyer-Söhne aus der Geschäftsführung gebe es ein neues
Management, was eine wesentliche und wichtige Voraussetzung für eine Lösung sei,
sagte Weil. "Ich habe einen guten Eindruck von dem neuen Vorstand. Wir reden
offen und klar miteinander." Den Plan des Sanierers, zunächst rund 400
Arbeitsplätze abzubauen, nannte Weil hingegen "nicht besonders klug". Die
Probleme lägen woanders. Auch die innere Struktur des Unternehmens müsse sich
ändern, dazu gehöre auch, dass es einen Aufsichtsrat geben müsse.

Zur Forderung seines Wirtschaftsministers Olaf Lies (SPD), die Meyer Werft
solle ihren Unternehmenssitz von Luxemburg wieder nach Papenburg verlegen, sagte
Weil, Lies sei tief in der Sache drin und wisse, wovon er rede: "Dem muss ich
nichts hinzufügen."

Die Meyer Werft mit mehr als 3000 Beschäftigten durchlebt derzeit die
schwierigste Phase in ihrer mehr als 200-jährigen Geschichte. Trotz voller
Auftragsbücher muss das Unternehmen wegen Nachwirkungen der Corona-Pandemie und
Preissteigerungen infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine bis 2027 eine
Finanzierungslücke von 2,7 Milliarden Euro schließen./eks/DP/jha

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