26.06.2024 10:12:20 - dpa-AFX: POLITIK: Prozess gegen US-Reporter Gershkovich wegen Spionage hat begonnen

MOSKAU (dpa-AFX) - In Russland hat der Prozess gegen den seit mehr als einem
Jahr inhaftierten US-Reporter Evan Gershkovich wegen angeblicher Spionage
begonnen. Der Angeklagte sei zum Prozessbeginn in den Verhandlungssaal in
Jekaterinburg am Ural gebracht worden, teilte die staatliche Nachrichtenagentur
Ria Nowosti am Mittwoch mit. Bilder zeigen den 32 Jahre alten Korrespondenten
der Zeitung "Wall Street Journal" in einem Glaskäfig im Gericht. Der Prozess
selbst findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Nach Angaben der russischen Generalstaatsanwaltschaft soll Gershkovich im
Auftrag des US-Geheimdienstes CIA geheime Informationen gesammelt haben. Es sei
um die Produktion und Reparatur von Rüstungsgütern in der Fabrik Uralvagonzavod
in Nischni Tagil gegangen. Gershkovich sei bei seinem illegalen Tun nach allen
Regeln der Konspiration vorgegangen, hieß es. Gershkovich und die Zeitung haben
die Vorwürfe dementiert.

Auch die US-Regierung hatte mit deutlichen Worten auf die bisher nicht
bewiesenen Vorwürfe reagiert. "Die Anklage entbehrt jeglicher Grundlage", sagte
der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, in Washington.
"Journalismus ist kein Verbrechen. Die Vorwürfe gegen ihn sind falsch, und die
russische Regierung weiß, dass sie falsch sind. Er sollte sofort freigelassen
werden."

Gershkovich war Ende März 2023 auf einer Recherchereise in Jekaterinburg
festgenommen worden. Viele Medien haben seine Freilassung gefordert.
US-Präsident Joe Biden versprach, sich für ihn einzusetzen. Die Verhandlung in
Jekaterinburg zweieinhalb Flugstunden östlich von Moskau dürfte es zusätzlich
erschweren, den Prozess zu beobachten.

Laut Kreml laufen Gespräche zu einem Gefangenenaustausch um Gershkovich. Die Inhaftierung von US-Bürgern in Russland zieht oft komplizierte Verhandlungen
zwischen Moskau und Washington über eine Freilassung oder einen Austausch nach
sich. Trotz der gespannten russisch-amerikanischen Beziehungen gab es in der
Vergangenheit immer wieder Gefangenenaustausche./bal/DP/stk

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