01.07.2024 14:05:57 - dpa-AFX: AKTIEN IM FOKUS: Bankwerte profitieren von Front gegen Sieg des RN in Frankreich

PARIS/FRANKFURT/MAILAND/MADRID (dpa-AFX) - Der Ausgang der ersten Runde der
Parlamentswahlen in Frankreich hat am Montag die Aktien europäischer Banken auf
Erholungskurs geschickt. Der insbesondere seit der Europawahl schwächelnde
Branchenindex Stoxx Europe 600 Banks legte mit einem Plus von
zwei Prozent auf 198,45 Punkte als Favorit unter den Sektoren wieder deutlich
zu.

Zwar hatte am Sonntag in Frankreich Marine Le Pens Rassemblement National
(RN) erwartungsgemäß die erste Wahlrunde für sich entschieden. Allerdings war
der Vorsprung der Rechtsnationalen nicht so deutlich ausgefallen wie befürchtet.
Das Ergebnis der zweiten Runde am 7. Juli ist daher nach wie vor offen, da
Präsident Emmanuel Macron und das linke Lager den Sieg Le Pens mit einer
gemeinsamen Front bei den Stichwahlen zu verhindern versuchen.

Die Erholung setzt ein, nachdem Ende Mai/Anfang Juni die Bankbranche im Zuge der jüngsten Europawahl einen kräftigen Dämpfer erhalten hatte. Nach Erreichen
eines Mehrjahreshochs Anfang Juni bei 205,5 Punkten - es war der höchste Stand
seit August 2015 gewesen - ging es vorwiegend abwärts. Im Maximum hatte der
Stoxx 600 Banks etwas mehr als acht Prozent eingebüßt.

Vor allem die Bankwerte in Frankreich hatten angesichts vorangegangener
Befürchtungen und der anschließenden Ergebnisse der Europawahl am 10. Juni
gelitten. BNP Paribas , Credit Agricole und Societe
Generale , die am frühen Montagnachmittag nun wieder zwischen 3,9
und 5,1 Prozent zulegten, hatten seit Ende Mai/Anfang Juni im Maximum ein
Fünftel an Wert eingebüßt.

Die Erholung erfasste auch Aktien von Banken anderer Länder, die wegen des
Europawahlausgangs ebenfalls gelitten hatten: Deutsche Bank
legten zuletzt um 2,5 Prozent zu und Commerzbank um 3,3 Prozent.
Auch in Italien oder Spanien sah es ähnlich aus: Unicredit
gewannen 4,0 Prozent, Santander 2,0 Prozent. Auch sie hatten
angesichts der Europawahlen deutlich eingebüßt.

Grund für die Verluste waren Sorgen von Anlegern, dass zunehmend mehr Länder nationale Interessen über europäische stellen, was negative Folgen für die
Wirtschaft in der EU hätte. Diese Befürchtungen waren angeheizt worden, als
Frankreichs Staatspräsident Macron nach dem deutlichen Sieg von Le Pens RN bei
der Europawahl überraschend Neuwahlen für die Nationalversammlung angekündigt
hatte.

Der Ausgang der ersten Wahlrunde nun, bei welcher der RN laut den Experten
der Dekabank wohl auch aufgrund der sehr hohen Wahlbeteiligung etwas schwächer
als erwartet abschnitt, sorgt ihnen zufolge nun für eine gewisse Erleichterung
an den Märkten. Er habe sogenannte "Short-Covering-Rallys" bei Aktien, dem Euro
und französischen Staatsanleihen (OAT) ausgelöst, schreiben sie.

Mit Short-Positionen wird auf fallende Kurse gewettet. Daher werden die
entsprechenden Papiere oder die Währung vorher nicht gekauft, sondern lediglich
geliehen. Die Hoffnung ist, später dann, nach eingetretenen Kursverlusten, die
Wertpapiere oder Währung zu einem tieferen Kurs zurückkaufen zu können. Geht die
Wette jedoch nicht auf, müssen Verluste begrenzt, also die offenen Positionen
rasch glattgestellt werden. Wird so eine erhöhte Nachfrage ausgelöst, treibt das
die Kurse noch weiter hoch und verstärkt den negativen Effekt für den Halter von
Short-Positionen.

Einig sind sich Experten verschiedener Banken wie der Deutschen, der DZ oder der Berenberg Bank zudem darin, dass der RN zwar die erste Wahlrunde gewonnen
hat, dies aber über die zweite Runde noch nichts aussage.

Das aktuelle Ergebnis habe im Vergleich zu den vorangegangenen Umfragen ein
etwas niedrigeres Ergebnis für den RN ergeben, begründet etwa
Deutsche-Bank-Analyst Sharath Kumar die positiven Kursreaktionen französischer
Banken. Schwankungen dürften ihm zufolge aber andauern, da die Unsicherheit
weiterhin hoch sei.

Eine Pattsituation, also "ein Parlament ohne klare Mehrheit bleibt das
wahrscheinlichste Ergebnis", schreibt Chefökonom Holger Schmieding von Berenberg
nach der ersten Wahl. Dass der RN in der zweiten Runde möglicherweise noch eine
absolute Mehrheit der Sitze gewinnen könnte, scheine nun sogar etwas
unwahrscheinlicher als zuvor. Auch das Risiko eines Szenarios, in dem die
vereinigte Linke die Macht übernehmen und ihre kostspielige Agenda umsetzen
könnte, scheine weiter gesunken zu sein.

Schlimmer als eine Pattsituation ist laut Schmieding jedoch, wenn nach den
Wahlen Rechte und Linke trotz ihrer gegensätzlichen politischen Grundrichtung
gemeinsam gegen Macrons wachstumsfördernde Reformen agieren. Er sieht ein
wesentliches Risiko vor allem darin, "dass sich Le Pens Partei und Teile der
Linken in einem Parlament ohne klare Mehrheit in einigen ausgewählten Fragen
zusammenschließen, um Macrons Rentenreform abzuschwächen und die 'Kaufkraft' der
Bürger zu stärken, etwa durch niedrigere Mehrwertsteuer auf Energieprodukte oder
durch zusätzliche Subventionen."/ck/nas/men
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
BCO SANTANDER N.EO0,5 858872 Xetra 4,397 03.07.24 13:42:11 +0,065 +1,51% 4,395 4,399 4,348 4,331
BNP PARIBAS INH. EO 2 887771 Xetra 62,950 03.07.24 13:17:11 +1,750 +2,86% 63,030 63,090 61,770 61,200
DEUTSCHE BANK AG NA O.N. 514000 Xetra 15,758 03.07.24 13:55:29 +0,538 +3,53% 15,758 15,762 15,270 15,220
STXE 600 BANKS PR.EUR 965880 STOXX Ltd. 199,79 03.07.24 13:55:30 +3,16 +1,61% 0,000 - 197,31 196,63
UNICREDIT A2DJV6 Xetra 36,560 03.07.24 13:46:43 +0,860 +2,41% 36,530 36,580 35,965 35,700

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