11.07.2024 18:20:31 - dpa-AFX: Russlands Botschafter in Berlin warnt vor US-Waffen

BERLIN/MOSKAU (dpa-AFX) - Russlands Botschafter in Deutschland, Sergej
Netschajew, warnt die Bundesregierung vor einer weiteren Verschlechterung der
Beziehungen zwischen Moskau und Berlin, sollten die USA ab 2026 weitreichende
Waffen dort stationieren. "Es ist zu hoffen, dass die deutschen politischen
Eliten noch einmal abwägen, ob ein solch destruktiver und gefährlicher Schritt,
der weder zur Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland noch des europäischen
Kontinents insgesamt beiträgt, ratsam ist. Ganz zu schweigen von dem
irreparablen Schaden für die deutsch-russischen Beziehungen", sagte Netschajew.

Am Rande des Nato-Gipfels hatten das Weiße Haus und die Bundesregierung
mitgeteilt, dass erstmals seit dem Kalten Krieg von 2026 wieder US-Waffensysteme
in Deutschland stationiert werden sollen, die bis nach Russland reichen.
Netschajew sagte, in solch einem Fall komme es zu weiteren Spannungen, zu einem
Wettrüsten und dem Risiko einer unkontrollierten Konfrontation. Das könne zu
unumkehrbaren Folgen führen. Russland werde entsprechende Maßnahmen ergreifen,
um darauf zu reagieren.

Die Atommacht hatte immer wieder gedroht, ihre Sicherheitsinteressen mit
allen Mitteln zu verteidigen. Moskau warnt vor einem atomaren Gegenschlag,
sollte Russlands Existenz auch mit konventionellen Waffen bedroht sein.

Als Anlass der neuen Stationierung gelten der russische Angriffskrieg gegen
die Ukraine und das insgesamt aggressive Auftreten Moskaus gegenüber den Nato-
und EU-Staaten.

Der russische Botschafter in den USA, Anatoli Antonow, sagte, dass die
amerikanischen Raketen-Stützpunkte auf deutschem Gebiet für Moskau in Reichweite
seien. Er sprach von einem "schweren Fehler Washingtons". "Solche äußerst
destabilisierenden Schritte sind eine direkte Gefahr für die internationale
Sicherheit und strategische Stabilität", sagte er. "Ich möchte betonen, dass die
russische Toleranz gegenüber Provokationen gegen die Sicherheit unseres Landes
nicht grenzenlos ist."

Von 2026 an sollen Marschflugkörper vom Typ Tomahawk mit deutlich mehr als
2000 Kilometern Reichweite, Flugabwehrraketen vom Typ SM-6 und neue
Überschallwaffen für einen besseren Schutz der Nato-Verbündeten in Europa
sorgen. Der Beginn der geplanten Stationierung liegt aber mehr als ein Jahr nach
der US-Präsidentenwahl im kommenden November; ein möglicher Präsident Donald
Trump könnte sie rückgängig machen./mau/DP/men

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