17.06.2024 13:33:52 - dpa-AFX: POLITIK/'Mr. Brexit' Nigel Farage: AfD muss bei sich aufräumen

FRINTON-ON-SEA (dpa-AFX) - Die AfD hat laut Brexit-Vorkämpfer Nigel Farage
jahrelang versäumt, hinsichtlich bedenklicher Ansichten in ihren Reihen
aufzuräumen. Das sagte der Chef der rechtspopulistischen britischen Partei
Reform UK auf die Frage nach seiner Reaktion zur umstrittenen SS-Äußerung des
Ex-AfD-Spitzenkandidaten bei der Europawahl, Maximilian Krah. "Ich denke schon
seit Jahren, dass die AfD bei sich aufräumen muss", sagte der 60-Jährige der
Deutschen Presse-Agentur am Wochenende im englischen Frinton-on-Sea.

Krah hatte vor der Europawahl zu Reportern gesagt: "Ich werde nie sagen,
dass jeder, der eine SS-Uniform trug, automatisch ein Verbrecher war". Die
ID-Fraktion im Europaparlament, der unter anderem der französische Rassemblement
National (RN) von Marine Le Pen angehört, schloss darauf die AfD-Gruppe aus. Die
AfD-Abgeordneten entschieden nach der Wahl, Krah nicht in ihre Delegation
aufzunehmen. Auch Reform UK trennte sich kürzlich von einem Kandidaten, weil
dieser in der Vergangenheit für die rechtsextremistische British National Party
getrommelt hatte.

Laut Umfragen liegt Reform nur knapp hinter den Tories

Farage saß jahrzehntelang für die Ukip-Partei im EU-Parlament und gilt als
treibende Kraft hinter dem EU-Austritt Großbritanniens. Er wird daher auch als
"Mr. Brexit" bezeichnet. Er hatte Anfang des Monats überraschend seine
Kandidatur für ein Mandat bei der Parlamentswahl in Großbritannien am 4. Juli
angekündigt. Am Montag wollte er das Wahlprogramm seiner Partei vorstellen.

Umfragen zufolge liegt Reform UK nur wenige Prozentpunkte hinter den
regierenden Konservativen von Premierminister Rishi Sunak. Eine Umfrage hatte
sogar einen knappen Vorsprung für die Farage-Partei ergeben.

Wegen des reinen Mehrheitswahlrechts, bei dem in jedem Wahlkreis nur der
Kandidat mit den meisten Stimmen ins Parlament einzieht, können Farage und seine
Mitstreiter aber nur auf wenige Sitze im Unterhaus hoffen. Erwartet wird, dass
die sozialdemokratische Labour-Partei mit ihrem Spitzendkandidaten Keir Starmer
eine absolute Mehrheit gewinnen wird.

Vorbild Farages ist Donald Trump

Farages erklärtes Ziel ist, die Konservativen durch eine konservative
Bewegung unter seiner Führung zu ersetzen. Vorbild ist Ex-US-Präsident Donald
Trump, mit dem Farage nach eigenen Angaben befreundet ist. Sollte er ein Mandat
erringen, werde er angesichts der Streitereien bei den Konservativen de facto
Oppositionsführer sein, sagte Farage im dpa-Gespräch.

In fünf Jahren sei auch das Amt des Premierministers im Bereich des
Möglichen, so Farage weiter. Ob er sich mit Trump abgestimmt hatte, wollte er
nicht sagen. Zu privaten Gesprächen mit dem 45. Präsidenten der Vereinigten
Staaten äußere er sich stets nicht, sagte Farage. Er fügte aber hinzu: "Aber er
scheint ziemlich wohlwollend zu sein."/cmy/DP/jha

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