27.06.2024 14:35:18 - dpa-AFX: SPORT/Verstappen spürt den Druck: 'Nicht mehr die Nummer eins'

SPIELBERG (dpa-AFX) - Max Verstappen ließ sich von einem kleinen Fehlstart
in das emotionale Heimspiel seines Red-Bull-Teams nicht aus der Ruhe bringen.
"Wir arbeiten so hart wir können, um uns zu verbessern", sagte der
Formel-1-Weltmeister am Donnerstag in Spielberg noch leicht außer Atem. Er war
mit seinem Privatflugzeug mit gut 15-minütiger Verspätung zur Pressekonferenz an
der Rennstrecke in Österreich eingetroffen, auf der am Wochenende die nächsten
Siege eingefahren werden sollen.

Dabei kam Verstappen aber auch mit Sorgen am Red-Bull-Ring an, denn nach
seinem hart erkämpften Sieg am Sonntag in Barcelona hatte der 26-jährige
Niederländer gesagt: "Ich glaube, wir sind nicht mehr die Nummer eins."

Verstappen gewinnt derzeit nicht mehr, weil er das klar dominierende Auto
hat, sondern weil er der mit Abstand beste Fahrer ist. Fast fehlerlos trifft er
im richtigen Moment die richtigen Entscheidungen. "Er ist so entschlossen in
großen Momenten", lobte Teamchef Christian Horner.

Verstappen selbst hätte aber sicher nichts dagegen, wenn es möglichst
schnell wieder leichter wird. "Wir sind nicht die Schnellsten auf der Strecke.
Beim Reifenverschleiß war McLaren auch stärker, also wir müssen schon etwas
tun", sagte Verstappen vor dem Heimrennen, zu dem auch die Red-Bull-Spitze um
Geschäftsführer Oliver Mintzlaff am Ring erwartet wird.

Sprint-Wochenende als besondere Herausforderung

In der Steiermark wartet auf den dreimaligen Champion ein doppeltes
Heimspiel. Denn traditionell reisen auch tausende Fans aus den Niederlanden an
und sorgen auf den Tribünen für eine ganz besonders stimmungsvolle Atmosphäre.
Verstappen bedankte sich in den letzten sechs Jahren mit gleich vier Siegen -
und peilt das auch am Sonntag (15.00 Uhr/Sky) wieder an, um seine WM-Führung
auszubauen.

Nach sieben Saisontriumphen führt er vor dem elften von 24 Läufen
komfortable 69 Punkte vor dem ärgsten Verfolger Lando Norris im McLaren, Charles
Leclerc liegt im Ferrari nur zwei Zähler dahinter. Seit mehr als zwei Jahren
führt Verstappen das Gesamtklassement schon ohne Unterbrechung an.

Er betont immer wieder, dass er dauerhaft im besten Auto sitzen will. Doch
selbst wenn Red Bull die Vormachtstellung verliert, würde das nicht bedeuten,
dass er schnell wechselt. "So funktioniert das nicht. Ich bin langfristig an das
Team gebunden und wir arbeiten schon am Auto für nächstes Jahr", sagte
Verstappen. Seit Monaten wird spekuliert, dass er 2025 womöglich Nachfolger von
Lewis Hamilton bei Mercedes werden könnte. Zumindest öffentlich erweckt
Verstappen nicht den Eindruck, dass er sich damit gerade beschäftigt.

Dass zuletzt sein britischer Kumpel Norris im schnellsten Wagen saß, ist
trotzdem so gar nicht nach dem Geschmack des Wahl-Monegassen. "Darüber mache ich
mir schon länger Sorgen. Wir müssen das wieder unter Kontrolle bringen", sagte
er. In Spielberg wird es besonders knifflig, weil eines der sechs
Sprint-Wochenenden des Jahres ansteht. Es bleibt nur ein Training, um das Auto
optimal abzustimmen. Dann geht es noch am Freitag bereits in die Qualifikation
für den Sprint, am Samstag wird dann erst über 100 Kilometer um acht WM-Punkte
für den Sieger gesprintet, wenige Stunden später folgt die Quali für den Grand
Prix.

Strecke nach Farce im Vorjahr umgebaut

"Wir müssen ein bisschen mehr Leistung finden, um komfortabel zu gewinnen",
sagte Verstappen: "Wenn man sich unsere letzten Siege anschaut, dann waren wir
vorn, weil wir im richtigen Moment da und als Team einfach stark waren." Dem
stimmte auch der britische Teamchef Horner zu: "Es ist jetzt wichtig, dass wir
Druck machen, weil noch viele Rennen anstehen." Deswegen sollen technische
Verbesserungen folgen. Neu ist insgesamt vor allem die Breite der Konkurrenz.
"McLaren macht einen großartigen Job, Ferrari ist nicht weit weg und auch
Mercedes hat Fortschritte gemacht", sagte Horner.

Ein großes Ärgernis an der Strecke wurde derweil beseitigt. Weil die Fahrer
im Vorjahr ständig von der Strecke abkamen und außerhalb der
Fahrbahnmarkierungen fuhren, hatte es eine Rekordzahl von 20 Strafen gegeben.
Genau 130 gestrichene Rundenzeiten gab es, 84 Track-Limit-Vergehen wurden
geahndet. Nun wurden in den Kurven neun und zehn temporäre Schotterbänder und
Kiesbetten angelegt, um die Piloten zu bremsen. Wer dort trotzdem hineinfährt,
riskiert einen Ausfall oder Schäden am Fahrzeug./two/DP/jha

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