26.05.2024 14:11:14 - dpa-AFX: Schornsteinfeger werben um Nachwuchs

SANKT AUGUSTIN/SAARBRÜCKEN (dpa-AFX) - Das Schornsteinfeger-Handwerk kämpft
mit Nachwuchsproblemen. "Bundesweit können wir eigentlich zufrieden sein, aber
es gibt regionale Unterschiede, wo ein Fachkräftebedarf schnell zum
Fachkräftemangel führen kann", sagte Udo Voigt, Vorstand Berufsbildung beim
Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks (ZIV), der Deutschen Presse-Agentur.
Dies würden dann auch die Kunden zu spüren bekommen, die wegen der
Heizungsgesetze derzeit großen Informationsbedarf hätten. "Betriebs- und
Brandsicherheit haben oberste Priorität. Deshalb wären Beratungstermine das
Erste, was wegfällt", sagte Voigt.

Aktuell gebe es in den 7600 Schornsteinfeger-Betrieben rund 20 000
Beschäftigte, darunter 1835 Lehrlinge. Mit knapp 620 Azubis sei die bundesweite
Zahl in den vergangenen Jahren relativ konstant geblieben. Probleme bei der
Besetzung der Lehrstellen gebe es vor allem in den östlichen Bundesländern wie
Thüringen, aber auch im Saarland.

Laut Saar-Landesinnungsmeister Eric Scherer befinden sich im aktuellen
Jahrgang nur zwei Azubis, üblich seien bislang etwa zwölf gewesen. Warum man
"gegen den bundesweiten Trend gelaufen" sei, könne auch er sich nicht erklären,
sagte Scherer. Um verstärkt für eine Ausbildung in diesem Handwerk zu werben,
wollen sich nun auch die Saarländer der bundesweiten Kampagne "Komm ins Team
Schwarz" anschließen.

ZIV-Vorstand Voigt rät, auch Kundenkontakte für Werbung zu nutzen: "Ich
glaube einfach, dass die direkte Ansprache die beste ist. Besser als jeder
TikTok-Auftritt." Schließlich sehe der Schornsteinfeger möglichen Nachwuchs bei
Kunden quasi über die Jahre heranwachsen.

Zudem gelte es, gemeinsam für einen Perspektivwechsel zu kämpfen: "Da müssen wir alle zusammenhalten, damit auch in der Fläche ankommt, wie sich das
Berufsbild gewandelt hat", appellierte er. Früher habe der Schornsteinfeger Öfen
geputzt, jetzt prüfe er die Wärmepumpe auf Sicherheit und Energieeffizienz.

Ein weiteres Klientel kann laut Voigt vielleicht auch der berufsspezifische
Studiengang anlocken, der in Baden-Württemberg kreiert worden sei: So könnten
Interessierte in Rottenburg einen Bachelor-Abschluss im Fach "Erneuerbare
Energien mit Profilgebung Schornsteinfeger" machen und studienbegleitend ihre
Gesellenprüfung ablegen./ksp/DP/he

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH