23.06.2024 14:53:04 - dpa-AFX: Palästinenser auf Motorhaube gebunden - Israelische Armee untersucht

TEL AVIV (dpa-AFX) - Bei einem Militäreinsatz im Westjordanland haben
israelische Soldaten einen verletzten Palästinenser auf die Motorhaube eines
Fahrzeugs gebunden. Die israelische Armee bestätigte am Sonntag den Vorfall am
Vortag, der in sozialen Medien für Empörung gesorgt hatte. In einem Video ist zu
sehen, wie der Jeep mit dem Mann auf der Haube an zwei Krankenwagen vorbeifuhr.
Den Soldaten wurde vorgeworfen, den Verletzten bei dem Einsatz als "menschlichen
Schutzschild" zu missbrauchen.

In der Stellungnahme der Armee hieß es, die Truppen seien zu einem
Anti-Terror-Einsatz im Großraum der Stadt Dschenin gewesen, um Verdächtige
festzunehmen. Dabei seien die Soldaten beschossen worden und hätten das Feuer
erwidert. "Während des Schusswechsels wurde einer der Verdächtigen verletzt und
festgenommen."

Die Soldaten hätten im Militär geltende Regeln verletzt, als sie den Mann
auf der Motorhaube festbanden. "Das Verhalten der Streitkräfte in dem Video von
dem Vorfall entspricht nicht den Werten der israelischen Armee", hieß es weiter
in der Mitteilung des Militärs. Der Vorfall werde untersucht und "entsprechend
behandelt" werden. Der verletzte Verdächtige sei dem Roten Kreuz zur
medizinischen Behandlung übergeben worden.

Dschenin gilt als Hochburg militanter Palästinenser. Die israelische Armee
führt dort immer wieder Razzien durch. Die Lage im Westjordanland hat sich seit
Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 noch einmal
deutlich verschärft.

Die Zahl der bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder eigenen Anschlägen nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Westjordanland getöteten
Palästinenser ist zuletzt auf mehr als 530 gestiegen. Auch Gewalt radikaler
israelischer Siedler gegen Palästinenser nahm in dem Zeitraum deutlich
zu./le/DP/he

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