14.07.2024 11:38:51 - dpa-AFX: SPORT/'Es ist drin': Handball-Glaube an eine Medaille wächst

DORTMUND (dpa-AFX) - David Späths Jubelschreie hallten noch durch die
Dortmunder Halle, da richteten seine Teamkollegen schon den Blick auf die
Olympischen Spiele in Frankreich. Zwei Wochen vor dem Auftaktkracher gegen
Schweden war das 35:30 gegen Handball-Europameister Frankreich genau das, was
die Mannschaft um den jungen Nationaltorhüter gebraucht hat.

"Es ist drin", appellierte Kapitän Johannes Golla mit Blick auf das erklärte Halbfinal-Ziel an seine Teamkollegen. "Heute war der Beweis dafür, dass wir mit
guten Gegnern mithalten und den Traum erfüllen können, wenn wir 60 Minuten
konstant durchspielen."

Während die DHB-Frauen beim 31:36 gegen Brasilien einen Dämpfer kassierten,
schickten die Herren ein Signal an die Olympia-Vorrundengegner aus Schweden,
Japan, Spanien, Slowenien und Kroatien. Der erste Sieg gegen die Équipe
Tricolore seit 2022 ließ selbst den Gegner beeindruckt zurück. "Wenn du den
Europameister schlägst, kannst du jeden schlagen", befand Frankreichs
Starspieler Nikola Karabatic. Für den dreimaligen Welthandballer war der
Auftritt der letzte auf deutschem Boden. Nach Olympia macht er Schluss.

"Vor niemandem verstecken"

Auf dem Weg nach Paris macht die deutsche Handball-Riege am kommenden
Wochenende einen letzten Zwischenstopp in Stuttgart. Die Männer bestreiten ihre
Generalproben gegen Ungarn und Japan, die Frauen treffen auf Ungarn und
Brasilien. "Wir haben einen super Schritt nach vorne gemacht. Wir können stolz
auf uns sein und wir sind auf dem richtigen Weg. Wir müssen noch vor niemandem
verstecken", befand Torhüter Späth.

Alfred Gislason reagierte nicht ganz so euphorisch auf den Achtungserfolg.
Aufgrund einiger Ausfälle bei den Franzosen wollte der Isländer den
Testspiel-Erfolg nicht überbewerten - zufrieden war der 64-Jährige trotzdem.
"Wie wir gespielt haben, gibt Zuversicht", urteilte Gislason. Anders als viele
Male zuvor, brach Deutschland gegen eine Top-Mannschaft nicht ein, sondern hielt
sein Niveau. Die kurze Schwächephase am Anfang der zweiten Halbzeit blieb dank
starker Paraden vorn Späth weitestgehend unbestraft.

Bevor die Olympia-Generalprobe steigt und der Handball-Tross anschließend
weiter nach Frankreich zieht, gönnt Gislason seinen Spielern ein paar Tage freie
Tage. Ein letztes Mal abschalten und die Akkus im Kreise der Familie aufladen,
denn für die Medaillen-Mission wird jede Energie benötigt. "Ich werde versuchen,
nicht an Handball zu denken, was sehr schwer ist", sagte Späth, dem die
Vorfreude auf die ersten Sommerspiele deutlich anzumerken war.

Gaugisch sieht keinen Grund zur Sorge

Deutlich gedämpfter ist die Erwartungshaltung bei den Frauen. Die
DHB-Spielerinnen brauchen eine Leistungssteigerung, wenn sie bei ihrer ersten
Olympia-Teilnahme seit 2008 die Gruppenphase überstehen wollen. Bei der
Niederlage gegen Brasilien offenbarte der WM-Sechste große Schwachstellen in der
Defensive. Im Eins-gegen-Eins mangelte es an Aggressivität. Die Angst, sich so
kurz vor Olympia noch zu verletzten, schien groß.

"Wir sind mitten in der Vorbereitung. Wir hatten unseren Schwerpunkt auf dem Offensivspiel in den Trainingsphasen", versuchte Bundestrainer Markus Gaugisch
zu beschwichtigen. Mit Blick auf Olympia: sagte der Coach "Kein Grund zur
Sorge."/jrz/DP/he

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