14.07.2024 08:35:03 - dpa-AFX: ROUNDUP: Zeichen der Entspannung zwischen Kiew und Minsk

KIEW/MINSK (dpa-AFX) - Überraschende Entspannung an der Grenze zwischen der
Ukraine und dem Russland-Verbündeten Belarus. Nach einem steten Truppenaufbau
auf beiden Seiten der Grenze gab der belarussische Machthaber Alexander
Lukaschenko bei einem Truppenbesuch Entwarnung und erklärte die Konfrontation
für beendet. Er verwies nach Angaben der Staatsagentur Belta auf den Abzug
ukrainischer Einheiten aus der Region. "Jetzt haben wir keine Komplikationen mit
den Ukrainern, und ich hoffe, dass es auch keine geben wird", wurde er von Belta
zitiert.

Zugleich kündigte Lukaschenko den Abzug von Einheiten an, die in den
vergangenen Wochen an die ukrainisch-belarussische Grenze verlegt worden waren.
Das Verteidigungsministerium in Minsk gab am Abend die entsprechenden Befehle an
die betroffenen Verbände heraus. Dies geschehe auf Anweisung des Präsidenten,
sagte Verteidigungsminister Viktor Chrenin. "Wir beginnen sofort mit der
Erfüllung dieser Aufgabe."

Wegen angeblicher Truppenansammlungen auf der ukrainischen Seite der
gemeinsamen Grenze und wegen angeblicher Provokationen hatte Lukaschenko jüngst
die Grenzeinheiten verstärkt. Aus Kiew hieß es dagegen, Einheiten der Ukraine
hätten lediglich die Verteidigungspositionen entlang der Grenze ausgebaut.

Zu Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022
hatte Belarus den Einsatz russischer Einheiten von seinem Gebiet aus zugelassen.

Kremlsprecher: "Potenzielle Opfer sind die Hauptstädte"

Der Kreml drohte dem Westen unterdessen indirekt mit einer harten Reaktion
auf die geplante Stationierung weitreichender US-Waffen in Europa. "Natürlich"
werde Moskau auf diese Stationierung antworten, sagte Kremlsprecher Dmitri
Peskow auf die entsprechende Frage eines russischen Fernsehjournalisten. "Es gab
immer die paradoxe Situation: Die USA haben Raketen verschiedener Reichweiten
und Kaliber stationiert, und diese traditionell immer gegen unser Land
ausgerichtet." Russland wiederum habe seine Raketen gegen Ziele in Europa
ausgerichtet.

"Unser Land steht im Fadenkreuz amerikanischer Raketen in Europa", wurde
Peskow weiter von der Staatsagentur Tass zitiert. "Wir haben das alles schon
einmal durchgemacht, es gab das schon einmal." Doch Russland habe die Fähigkeit
zur Abschreckung dieser Raketen. "Aber das potenzielle Opfer sind die
Hauptstädte dieser Staaten", fügte er drohend hinzu.

Kiew greift mit Drohnen an

Das ukrainische Militär reklamierte indes einen neuen Schlag gegen ein
Treibstofflager in Russland für sich. Das Lager im Bezirk Zimljansk in der
Region Rostow am Don sei von Drohnen in Brand gesetzt worden, berichtete die
ukrainische Agentur Unian unter Berufung auf informierte Quellen.

In dem Lager seien rund 12.500 Kubikmeter Treibstoff in Flammen aufgegangen. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden. Von russischer Seite gab es
dazu keine Angaben.

"Die Drohnen des ukrainischen Sicherheitsdienstes setzen ihre
Präzisionsangriffe gegen den Energiekomplex Russlands fort, der den Krieg gegen
die Ukraine unterstützt", zitierte Unian einen namentlich nicht genannten
Vertreter des Geheimdienstes. Die Ukraine habe in den vergangenen Wochen bereits
knapp drei Dutzend Raffinerien und Treibstofflager auf russischem Gebiet
angegriffen.

Da die Ukraine bisher keine weitreichenden Waffen aus westlichen Lieferungen gegen Ziele auf russischem Staatsgebiet nutzen darf, werden Drohnen mit
geringerer Sprengkraft gegen ausgesuchte Ziele eingesetzt.

Tote bei russischen Angriffen

Bei einer Serie russischer Angriffe gegen zivile Ziele im Osten und Süden
der Ukraine kamen mindestens vier Menschen ums Leben. Zwei Personen starben bei
einer Attacke gegen die südukrainische Region Cherson, wie ukrainische Medien
berichteten.

In der Region Charkiw im Nordosten der Ukraine kamen zudem nach Angaben von
Militärverwalter Oleh Synjehubow zwei Menschen durch russische Angriffe ums
Leben, 22 weitere wurden verletzt. Die russischen Militärs hatten dort einen
Bahnhof sowie Bahnanlagen beschossen./cha/DP/nas

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