25.06.2024 05:51:56 - dpa-AFX: EM 2024/Rettig will keine Abwehrdebatte: Trotzdem mit elf spielen

HERZOGENAURACH (dpa-AFX) - Der mögliche Ausfall der kompletten
Innenverteidigung im EM-Achtelfinale soll die Nationalmannschaft aus Sicht von
DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig nicht vom Erfolgsweg abbringen. "Ja, wir sind
ja bei dem Rollenverständnis. So wie ich den Kader vor Augen habe, würden wir
trotzdem mit elf spielen und zwei andere aufstellen", sagte der
Fußball-Funktionär bei einem Medientermin am Teamquartier in Herzogenaurach.

Offensichtlich wollte Rettig mit diesem pragmatisch klingenden Ansatz auch
eine aufkommende Debatte über ein Defensivproblem nach der Sperre für Jonathan
Tah und der Verletzung von Antonio Rüdiger bremsen.

Tah gesperrt, Rüdiger verletzt

Fest steht, dass Tah nach seiner zweiten Gelben Karte im Turnier gegen die
Schweiz (1:1) am Samstag in Dortmund (21.00 Uhr) gesperrt ist. Ein Einsatz von
Rüdiger ist fraglich, da sich der Verteidiger von Real Madrid gegen die Schweiz
eine Zerrung am hinteren linken Oberschenkel zugezogen hatte. Stand jetzt wollte
der DFB keine Prognose zu den Spielchancen des 31-Jährigen geben.

Julian Nagelsmann hatte unmittelbar nach dem Schweiz-Spiel zunächst auf den
fixen Ausfall von Tah reagiert und den Dortmunder Nico Schlotterbeck und den
Noch-Stuttgarter Waldemar Anton als Alternativen genannt.

Schlotterbeck war gegen die Schweiz für Tah in seinem 13. Länderspiel
eingewechselt worden. Man habe dem 24-Jährigen "Minuten geben" wollen, sagte der
Bundestrainer. Anton war bei der EM noch nicht zum Einsatz gekommen, er hatte im
Test in gegen die Ukraine (0:0) in seinem erst zweiten Länderspiel eine gute
Leistung gezeigt.

Hummels außen vor

Nagelsmann hatte mit seiner EM-Nominierung für die Defensive für eine
Kontroverse gesorgt. Schon im März hatte er den Dortmunder Routinier Mats
Hummels nicht mehr berücksichtigt. Als Grund nannte der DFB-Chefcoach sein
Rollenkonzept. Hinter den Stammspielern Tah und Rüdiger sah Nagelsmann Hummels
nicht für die Funktion als Ersatzmann geeignet. Als weiterer Innenverteidiger
steht noch der Frankfurter Robin Koch im EM-Kader.

Der Ausfall der kompletten Innenverteidigung mit Double-Sieger Tah von Bayer Leverkusen und Champions-League-Sieger Rüdiger wäre ein Novum zumindest in der
jüngeren Turniergeschichte. Beim WM-Triumph 2014 in Brasilien hatten letztlich
Hummels und Jérôme Boateng ein starkes Duo gebildet. Per Mertesacker hatte aus
der Startelf weichen müssen. Beim letzten EM-Sieg 1996 hatte sich Abwehrchef
Jürgen Kohler im ersten Spiel gegen Tschechien verletzt und konnte nicht mehr
mitwirken.

Bei der verpatzten WM in Katar vor eineinhalb Jahren bildeten im ersten
Spiel gegen Japan (1:2) Rüdiger und Schlotterbeck die Innenverteidigung, dann
zog der damalige Bundestrainer Hansi Flick für die verbleibenden zwei Spiele
Niklas Süle für Schlotterbeck von rechts in die Zentrale./aer/DP/zb

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