16.05.2024 15:29:27 - dpa-AFX: ROUNDUP: Aktionärsschelte für Deutsche-Bank-Manager

FRANKFURT (dpa-AFX) - Das Postbank-Durcheinander hat der
Deutschen-Bank-Führung viel Kritik von Aktionärsseite
eingebracht. "Die Probleme bei der IT-Migration der Postbank sind eine Blamage.
Eine Bank darf ihre Kunden nicht so im Regen stehen lassen, wie das bei der
Postbank geschehen ist", sagte Fondsmanagerin Alexandra Annecke von Union
Investment am Donnerstag bei der Hauptversammlung, die erneut nicht als
Präsenzveranstaltung stattfand. Deka-Vertreter Andreas Thomae bilanzierte, in
der Privatkundenbank habe es im vergangenen Jahr "lichterloh gebrannt": "Die
vielen Kundenbeschwerden im Zuge der Postbank-Integration haben Sie nicht nur
Geld, sondern auch Reputation gekostet."

Die Übertragung des Kundengeschäfts der Postbank auf die Computersysteme der Deutschen Bank im vergangenen Jahr hatte nicht reibungslos funktioniert.
Zeitweise konnten Kunden nicht auf Konten zugreifen, Baufinanzierungen
verzögerten sich, Menschen mit Pfändungsschutzkonten kamen vorübergehend nicht
an dringend notwendiges Geld. Weil sich die Probleme häuften, schickte die
Finanzaufsicht Bafin einen Sonderbeauftragten.

Sowohl Aufsichtsratschef Alexander Wynaendts als auch Konzernchef Christian
Sewing bekräftigten in ihren bereits vorab veröffentlichten Reden zur
Hauptversammlung, die Bank sei in diesem Fall ihrem Qualitätsanspruch nicht
gerecht geworden und habe Kunden enttäuscht. Klar sei, dass die Bank "noch mehr
Arbeit" vor sich habe, um ihren "Kundenservice weiter zu verbessern", führte
Sewing aus.

Allerdings zeichnete sich in Sachen Postbank jüngst weiterer Ärger für
Deutschlands größtes Geldhaus ab: In einem seit Jahren laufenden Rechtsstreit
mit ehemaligen Postbank-Aktionären deutete das Oberlandesgericht (OLG) Köln an,
dass es zugunsten der Kläger entscheiden könnte. Die Deutsche Bank
legte daher vorsorglich 1,3 Milliarden Euro zurück - eine Bürde
für das Konzernergebnis des laufenden Jahres.

Im Kern geht es um die Frage, ob die 2010 beschlossene Zwangsabfindung der
Minderheitsaktionäre angemessen war und ob die Deutsche Bank nicht schon vor dem
öffentlichen Übernahmeangebot für die Postbank 2010 faktisch die Kontrolle über
das Bonner Institut hatte.

Deka-Vertreter Thomae zeigte sich verärgert angesichts der plötzlichen
Milliardenrückstellung, die die Bank nur einen Tag nach einem rekordverdächtigen
Quartalsergebnis öffentlich gemacht hatte: "Das muss man sich mal auf der Zunge
zergehen lassen: 1,3 Milliarden Euro. Quasi aus dem Nichts. Wie konnte es zu
solch einer Fehleinschätzung von Ihrer Seite kommen, Herr Sewing?" Konzernchef
Sewing betonte: "Wir sind nach wie vor der Meinung, dass die Deutsche Bank vor
dem Wirksamwerden des Kaufvertrages und auch vor Freigabe des Kaufvertrages
durch die Kartellbehörden und die Bafin noch keine Kontrolle über die Postbank
hatte."

Nach Angaben von Rechtsvorstand Stefan Simon sind rund um den Erwerb der
Postbank in den Jahren 2008 bis 2010 in Summe 46 Zivilverfahren mit insgesamt
384 Klägern anhängig. Rund 90 Prozent der Kläger seien internationale Hedgefonds
und andere institutionelle Investoren. Die Klagesumme belaufe sich derzeit auf
circa 662 Millionen Euro, zuzüglich Zinsen belaufe sich das Gesamtrisiko per
Ende März 2024 auf rund 1,3 Milliarden Euro.

Bis zum 26. April 2024 sei die Deutsche Bank "durchgehend davon ausgegangen
(...), dass sie den Rechtsstreit mit überwiegender Wahrscheinlichkeit gewinnen
wird", führte Simon aus. Daher sei auch keine Rückstellung gebildet worden.
Angesichts der jüngsten Ausführungen des OLG Köln seien die Anwälte der Bank
jedoch zu der Einschätzung gelangt, "dass eine Wahrscheinlichkeit von mehr als
50 Prozent besteht, in dem Rechtsstreit zu unterliegen". Simon betonte - auch
mit Blick auf frühere Urteile in der Sache zugunsten des Geldhauses: "Die
Deutsche Bank hat eine solche geänderte Beurteilung der Sach- und Rechtslage
durch das Oberlandesgericht Köln nicht erwartet."/ben/DP/stw
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