23.06.2024 16:35:27 - dpa-AFX: ROUNDUP 2: Unwetter in der Schweiz - Ein Vermisster tot geborgen

(neu: ein Vermisster tot geborgen)

CHUR/ZERMATT (dpa-AFX) - Nach heftigen Unwettern haben Erdrutsche und
Überschwemmungen in der Schweiz erhebliche Schäden angerichtet. Ein Vermisster
wurde am Sonntag im Misoxtal in Graubünden tot aus einem Fluss geborgen, für
zwei weitere gab es kaum noch Hoffnung.

"Wenn wir die Verschüttungen anschauen mit den riesigen Geröllmassen, sind
die Überlebenschancen (...) relativ gering", sagte ein Polizeisprecher. Die
Häuser der Menschen waren am Freitagabend zerstört worden. Eine Frau wurde am
Samstagmorgen gefunden und gerettet.

Die Bahnstrecke von Visp nach Zermatt war teils beschädigt und gesperrt. Der autofreie Ort am Matterhorn im Kanton Wallis war mehr als 24 Stunden von der
Außenwelt abgeschnitten. Nur auf den letzten Kilometern ab Täsch verkehrten ab
Samstagabend wieder Züge. Ansonsten fuhren Busse als Ersatz.

Schuttstrom reißt Häuser mit

In der Gemeinde Lostallo im Misoxtal war die Bestürzung groß. Bilder zeigten die große Verwüstung. Es war dort ein breiter Schuttkegel zu sehen. Der
Erdrutsch hatte drei Häuser fortgerissen. Von den beiden Vermissten, die im Dorf
bekannt sind, fehlte zunächst weiterhin jede Spur.

"Es wird in der Nähe der Häuser gesucht, aber auch im darunterliegenden
Fluss, für den Fall, dass die drei von den Fluten mitgerissen wurden", sagte
Forstingenieur Patrick Mottis, der beim Aufräumen half, der Zeitung "Blick". Als
Regierungsmitglied machte sich Außenminister Ignazio Cassis am Sonntag ein Bild
von der Lage.

Wassermassen vernichten Autobahnstück

Die Nord-Süd-Straßen durch das Misoxtal nördlich des Comer Sees waren
weitgehend gesperrt. Auf der Autobahn A13 oberhalb von Lostallo wurde ein 200
Meter langes Stück zerstört. An einer Stelle war die gesamte vierspurige
Fahrbahn von Wasser unterspült und eingebrochen. Die A13 ist eine wichtige
Ausweichroute für den Ferienverkehr über den San-Bernardino-Pass in Richtung
Italien, wenn der Gotthard-Tunnel überlastet ist.

Das Bundesamt für Straßen (Astra) begutachtete die Schäden und wollte am
Montag mit Reparaturen beginnen, wenn das Wasser genügend zurückgeht. Wie lange
es dauert, war nicht abzusehen. "Aber wir sprechen nicht von Tagen", sagte
Astra-Sprecher Lorenzo Quolantoni dem "Blick". Eine Brücke hatte dem tosenden
Wasser nach erster Einschätzung aber standgehalten.

Zermatt wieder mit Zug erreichbar

Der weltberühmte Skisport- und Wanderort Zermatt mit Blick auf das
Wahrzeichen der Schweiz, das Matterhorn, war mehr als 24 Stunden von der
Außenwelt abgeschnitten. Sowohl die Bahnlinie als auch die Zufahrtsstraße waren
am Freitag gesperrt worden. Im Dorf selbst traten Bäche über die Ufer und
donnerten bedrohlich an den Häusern vorbei ins Tal. Alle Einwohner und
Feriengäste seien aber die ganze Zeit in Sicherheit gewesen, versicherte die
Gemeinde.

Zermatt-Besucher müssen ihre Autos in Täsch parken und die letzten fünf
Kilometer mit dem Zug weiterfahren. Die Bahnstrecke Zermatt-Täsch wurde am
Samstagabend wieder freigegeben, so dass mit dem Auto Angereiste zu ihren
Fahrzeugen kamen. Die Straße ins Rhonetal war frei. Für Bahnreisende bleibt die
Anreise schwierig: Zwischen Visp und Täsch verkehrten vorerst nur Busse, weil
die Bahntrasse beschädigt worden war. Die Matterhorn-Gotthard-Bahn warnte im
Kurznachrichtendienst X vor Wartezeiten in Visp und Täsch.

Entspannung an Rhone und Bodensee

An der Rhone drohten vor dem Eintritt in den Genfersee am Freitagabend
ebenfalls größere Überschwemmungen. Wegen der heftigen Regenfälle im Gebirge kam
es an den Seitenflüssen vereinzelt zu Murgängen. Die Behörden hoben ihren Alarm
aber am Sonntag nach dem Nachlassen der Regenfälle auf./oe/DP/he

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