01.07.2024 05:52:43 - dpa-AFX: EM 2024: Völler als Spanien-Faktor - Löws langes Leiden

HERZOGENAURACH (dpa-AFX) - Spanien war über Jahre das Mantra des deutschen
Fußballs. Technisch einzigartig, taktisch weit voraus. Vor dem Viertelfinale am
Freitag (18.00 Uhr/ARD/Magenta TV) in Stuttgart zeigt ein Blick in die Historie
des Duells, dass im Teamquartier der deutschen Fußball-Nationalmannschaft jemand
vertreten ist, der zweimal eine Lösung hatte. An Spanien-Experten mangelt es
Bundestrainer Julian Nagelsmann ohnehin nicht.

Der Völler-Faktor I:

Der letzte deutsche Pflichtspiel-Sieg gegen Spanien liegt tatsächlich schon
36 Jahre zurück. Und die Vorzeichen sollten der DFB-Elf Mut machen. Sommer 1988,
Heim-EM und es ging auch damals, wenn auch noch in einem anderen Modus, um den
Einzug ins Halbfinale. Deutschland brauchte in München am 17. Juni im letzten
Gruppenspiel mindestens ein Unentschieden. Doch es gelang sogar ein Sieg.
Hauptverantwortlich dafür als Doppeltorschütze: Rudi Völler, heute
DFB-Sportdirektor.

Der Völler-Faktor II:

Völler war nicht nur am letzten deutschen Pflichtspiel-Sieg gegen Spanien
aktiv beteiligt. Auch beim höchsten DFB-Sieg in den bislang 26 Begegnungen (9
Siege, 9 Remis, 8 Niederlagen) war er in verantwortlicher Rolle. Nach dem
EM-Debakel 2000 übernahm er zunächst als Interims-Teamchef. Beim Debüt am 16.
August in Hannover war Spanien der erste Gegner. Und Deutschland schoss zum
ersten und bislang einzigen Mal gegen Spanien vier Tore. Mehmet Scholl und
Alexander Zickler trafen doppelt beim 4:1.

Löws Lehr- und Leidenszeit:

Die ersten Jahre der Ära von Joachim Löw als Bundestrainer waren geprägt von wichtigen Duellen mit Spanien - und mancher Lehrstunde. Bei der EM 2008 gab es
ein 0:1 im Finale, das gleiche Ergebnis brachte bei der WM 2010 das deutsche Aus
im Halbfinale. Löw erklärte das spanische Tiki-Taka zur Fußball-Doktrin. In
insgesamt sechs Spielen bis 2021 gab es für ihn gegen das große Vorbild nur
einen Testsieg - ein 1:0 im November 2014 in Vigo durch ein Tor von Toni Kroos.

Schmerzlicher Schlusspunkt war die 0:6-Demütigung in der Nations League in
Sevilla im November 2020. Wenige Monate später kündigte Löw seinen Rückzug nach
der EM 2021 an.

Man kennt sich:

Toni Kroos bekam bei Real Madrid eine emotionale Abschiedsfeier. Antonio
Rüdiger ist bei den Königlichen als Abwehrsäule geschätzt. Beim FC Barcelona hat
sich Ilkay Gündogan in einer Saison unverzichtbar gemacht und Marc-André ter
Stegen ist hinter Lionel Messi der Ausländer mit den meisten Einsätzen bei den
Katalanen. Die vier DFB-Profis genießen in Spanien allergrößten Respekt. Man
kennt sich also. Bei Spanien sind Leverkusens Alejandro Grimaldo und der
Leipziger Dani Olmo mit im Kader und Stürmer Joselu hat auch einst in der
Bundesliga gespielt.

Apropos Joselu, einer von drei Real-Profis in Spaniens Aufgebot: Sein
Doppelpack warf die Bayern im Halbfinale aus der Champions League. Es gibt aber
nicht nur für die fünf Münchner Manuel Neuer, Joshua Kimmich, Jamal Musiala,
Leroy Sané und Thomas Müller im Aufgebot aktuelle Revanche-Gelüste.

Die beiden Leipziger David Raum und Benjamin Henrichs unterlagen im
Achtelfinale der Königsklasse gegen Real und ganz frisch sind die schmerzhaften
Erinnerungen für die drei Dortmunder Niclas Füllkrug, Nico Schlotterbeck und
Emre Can an das Finale von Wembley./aer/DP/zb

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