13.06.2024 12:51:50 - dpa-AFX: AKTIEN IM FOKUS 2: Zollandrohung drückt Autoaktien auf mehrmonatige Tiefs

(Komplett neu gefasst)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Androhung europäischer Sonderzölle auf chinesische Elektrofahrzeuge hat am Donnerstag die Kurse der hiesigen Autohersteller auf
mehrmonatige Tiefstände gedrückt. Drohende Vergeltungsmaßnahmen Chinas
verunsichern die Investoren immer mehr. Der europäische Automobilsektor, der
erst vor zwei Monaten auf ein Rekordhoch gestiegen war, ist mittlerweile um fast
14 Prozent abgesackt auf den tiefsten Stand seit Anfang Februar.

China droht der EU wegen der von ihr erwogenen Strafzölle auf chinesische
E-Autos eine Klage vor der Welthandelsorganisation (WTO) an. Zuvor hatte die
EU-Kommission China mit hohen vorläufigen Strafzöllen auf E-Autos gedroht. Der
Verband der Automobilindustrie kritisiert die Überlegung der EU-Kommission, hohe
Strafzölle zu erheben. Diese wären ein Hindernis für die globale Zusammenarbeit,
argumentiert der Verband.

China sei wohl bereit, die Importzölle auf Pkw mit mehr als 2,5 Liter
Hubraum von derzeit 15 auf 25 Prozent zu erhöhen, schrieben die Autoexperten on
Bernstein Research unter Berufung auf Chinas Handelskammer bei der Europäischen
Union. Das könnte vor allem BMW und Mercedes-Benz
treffen. Bei BMW seien im vergangenen Jahr 13 Prozent der in China registrierten
Pkw Importwagen gewesen, bei Mercedes-Benz sogar 20 Prozent.

Die Marken VW und Audi importieren lediglich 1
beziehungsweise 9 Prozent aller in China registrierten Pkw mit großen Motoren,
hieß es weiter in der Studie. Anders liege der Fall bei den VW-Nobelmarken
Porsche, Bentley und Lamborghini und bei der BMW-Luxusmarke Rolls Royce. Diese
würden sämtlich importiert und unterlägen mithin etwaigen höheren Zöllen.
Allerdings hätten die deutschen Hersteller Importzölle in der Vergangenheit
durch weniger große Motoren vermeiden können.

Dessen ungeachtet gingen Investoren am Donnerstag in Deckung: Die
Kursverluste reichten von 1,6 Prozent bei Mercedes-Benz über 3,9 für Volkswagen
bis zu 5,5 Prozent bei der VW-Beteiligungsgesellschaft Porsche
Holding. Für die Titel des Sportwagenbauers Porsche AG bedeuteten Abschläge von
fast vier Prozent ein weiteres Rekordtief. Auch Renault -Aktien in
Paris und Stellantis -Aktien in Mailand gerieten unter Druck.

Die Spezialisten der Bank UBS sind grundsätzlich skeptisch, ob Strafzölle
der EU auf Importautos aus China angebracht sind. Denn dann würden große
chinesische Hersteller wie BYD ihre Produktion in der EU noch ankurbeln. Bei
einer Fertigung in Osteuropa hätten sie dann noch immer einen Kostenvorteil von
25 Prozent gegenüber europäischen Massenherstellern wie Volkswagen, Renault und
Stellantis. "Aus diesem Grund sehen wir nur begrenzten Nutzen für (Europas)
Massenhersteller, wenn überhaupt", lautete das Fazit zu Strafzöllen.

Ganz im Gegensatz zu den europäischen Herstellern reagierten die Anleger bei asiatischen Autowerten positiv: Der Kurs von BYD zog in China um
mehr als vier Prozent an. Am Markt hieß es, für chinesische Hersteller herrsche
nun mehr Klarheit und so werde ein großer Unsicherheitsfaktor von den Aktien
genommen, zumal die Preisvorteile für die Chinesen wohl Bestand haben sollten.
Auch die Papiere der Hersteller Nio, Li Auto und Geely verbuchten in Fernost
Kursgewinne./bek/tih/mis
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
BAY.MOTOREN WERKE AG ST 519000 Xetra 87,860 18.06.24 15:49:50 -0,220 -0,25% 87,840 87,880 88,800 88,080
MERCEDES-BENZ GRP NA O.N. 710000 Xetra 63,520 18.06.24 15:49:55 -0,070 -0,11% 63,510 63,530 64,010 63,590
VOLKSWAGEN AG VZO O.N. 766403 Xetra 105,050 18.06.24 15:50:05 -0,100 -0,10% 105,000 105,050 106,000 105,150
BYD CO. LTD H YC 1 A0M4W9 Frankfurt 27,860 18.06.24 15:39:30 +0,230 +0,83% 27,870 27,950 27,700 27,630
DR.ING.H.C.F.PORSCHE VZO PAG911 Xetra 69,460 18.06.24 15:49:45 -0,580 -0,83% 69,440 69,480 70,340 70,040

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