10.07.2024 06:19:23 - dpa-AFX: VERMISCHTES: Landrätin will bewaffnete Einheit gegen Bären in Bayern

MÜNCHEN/SONTHOFEN (dpa-AFX) - Eine Landrätin in Bayern fordert bewaffnete
Einheiten gegen Bären - das Umweltministerium in München reagiert zurückhaltend
auf den Vorschlag. "Wichtig ist, dass bereits aufgrund der bestehenden
Rechtslage im Ernstfall sehr schnell reagiert werden kann", sagte ein
Ministeriumssprecher. "Im Ernstfall kommen alle Maßnahmen in Betracht. Das
schließt auch den Abschuss ein." Der Brief mit den Forderungen der Oberallgäuer
Landrätin Indra Baier-Müller werde aber noch geprüft.

Die Kommunalpolitikerin der Freien Wähler hatte in dem Schreiben an ihren
Parteifreund, Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber, die Gründung einer
bewaffneten bayerischen Braunbärenbereitschaft verlangt. Die Einheit sollte für
die Vergrämung und Tötung von Bären zuständig und jederzeit einsatzbereit sein,
schlug die Landrätin vor. Baier-Müller hatte vor einem Jahr nach einer Reihe von
Bärennachweisen in Südbayern eine Initiative Braunbär gegründet, um die
Verantwortlichen in den alpennahen Regionen Bayerns zu vernetzen.

Ministerium: Aktuell kein Bären-Nachweis in Bayern

Das Umweltministerium betonte allerdings, derzeit sei laut den Experten des
Landesamts für Umwelt nicht zu erwarten, dass Bären sich in Bayern dauerhaft
ansiedeln. "Es gibt derzeit keinen Nachweis für einen Bären in Bayern", sagte
ein Ministeriumssprecher. In der aktuellen Situation gehe es vor allem um
Beobachtung, Information und Prävention, um zum Beispiel Risse von Vieh zu
vermeiden.

Gesichtete Braunbären kommen wohl aus Norditalien

Die zuletzt in Bayern gesichteten Braunbären wandern vermutlich von
Norditalien kommend über Österreich zeitweilig auch in den Freistaat. In der
italienischen Provinz Trentino gibt es nach einem Wiederansiedlungsprojekt
inzwischen wieder etwa 100 Braunbären.

In Italien ist es seit März in der Region Trentino per Gesetz erlaubt, jedes Jahr bis zu acht Bären abzuschießen, wenn diese gefährlich geworden sind.
Tierschützer sind empört. Zuvor gab es beim Abschuss der Tiere hohe
bürokratische Hürden.

In der Slowakei leben Schätzungen zufolge rund 1.300 Braunbären. Dort kommen sogenannte Interventionsteams immer dann zum Einsatz, wenn es gefährliche
Begegnungen der Tiere mit Menschen gibt. Der Schwerpunkt liegt auf Aufklärung
und Prävention, indem zum Beispiel darauf geachtet wird, dass Müllcontainer
geschlossen sind, um die Bären nicht in die Nähe von Häusern zu locken. Wenn
Tiere ihre Scheu verloren haben, kann es notfalls auch zum Abschluss kommen. Die
Teams unterstehen dem Umweltministerium.

In Tschechien ist nur eine Handvoll Braunbären beheimatet, die in dem
Gebirgszug Beskiden im äußersten Osten des Landes leben. Im Böhmerwald an der
Grenze zu Bayern sind die Raubtiere seit dem 19. Jahrhundert
ausgestorben./fjm/DP/zb

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