14.07.2024 02:08:59 - dpa-AFX: VERMISCHTES/Aus Mexiko in die ganze Welt: 100 Jahre Caesar Salad

TIJUANA (dpa-AFX) - Knackig, cremig, wohlschmeckend: Der weltberühmte Caesar
Salad wurde vor 100 Jahren entwickelt. Mit oder ohne Hähnchenbruststreifen,
Avocado oder Speck - die Varianten sind heute vielfältig. Doch in der
Geburtsstunde des Salatklassikers, der in diesem Monat Jubiläum feiert,
verwendete der Italiener Cesare Cardini 1924 in seinem Restaurant im
nordmexikanischen Tijuana nur zehn Zutaten.

Römersalat in einer Emulsion aus Olivenöl, Salz, Pfeffer, Eigelb von einer
Minute lang gekochten Eiern, Worcestershire Sauce, Zitronensaft und Knoblauch
sowie Crostini und Parmesankäse. Das war's. Alles direkt am Tisch zubereitet -
nicht zuletzt als Beweis für Lebensmittelhygiene, wie Claudio Poblete, Autor des
Buchs "Caesar. La ensalada más famosa. 100 años" (Caesar. Der berühmteste Salat.
100 Jahre), der Deutschen Presse-Agentur sagt.

Der zweisprachige illustrierte Band (Spanisch-Englisch), aus Anlass des
Jubiläums in Mexiko erschienen, erzählt auf 248 Seiten die Geschichte des
Gerichts. 27 internationale und mexikanische Chefs, darunter die Spitzenköche
Massimo Bottura und José Andrés, teilen darin ihre Rezepte.

Improvisierter Salat?

Der Legende nach entstand der Caesar Salad 1924 als Notlösung. In seinem
Café Alhambra in der Grenzstadt Tijuana bewältigte Cardini demnach mit dem
Gericht einen unerwarteten Ansturm von US-amerikanischen Gästen am 4. Juli, dem
US-Nationalfeiertag. Der Schöpfer sei einfach nicht auf so viele Menschen
vorbereitet gewesen und habe improvisiert, sagte seine Tochter Rosa 1987 dem
"Honolulu Star-Bulletin"

Im Zuge des Alkoholverbots der Jahre 1920 bis 1933 in den USA hatte der
italienische Einwanderer seine Geschäfte auf die mexikanische Seite der Grenze
verlegt. Zuvor war er im US-Bundesstaat Kalifornien in der Gastronomie tätig
gewesen. Viele Menschen aus Kalifornien, darunter auch Hollywoodstars, strömten
nach Tijuana, weil dort Alkohol und Glücksspiel legal waren.

Einige Forscher bestreiten die Version der Notlösung. "Um die Entstehung des Salats ranken sich Mythen", sagt Poblete. Dass der erfahrene Gastronom Cardini
(1896-1956) den Salat aus dem Stegreif kreiert habe, sei eine romantische
Erzählung.

Eine Bronzestatue erinnert an Cardini

Die kulinarische Erfindung wird zwar Cesare Cardini zugeschrieben. Sein
Bruder Alex fügte später aber die Anchovis hinzu, die heute aus den Rezepten
kaum wegzudenken sind. Auch der Restaurantmitarbeiter Livio Santini soll bei der
Kreation eine Rolle gespielt haben.

Eine neu enthüllte Bronzestatue Cardinis mit Salatschüssel begrüßt die Gäste vor dem Hotel und Restaurant Caesar's in Tijuana, das er 1931 eröffnete. Dort
bereiten rund 20 Salatmeister monatlich etwa 2.000 Caesar Salads direkt am Tisch
zu. Nach dem Ende der Prohibition in den USA verkaufte Cardini das Lokal 1936
und kehrte nach Kalifornien zurück. In den USA eröffnete er mehrere Restaurants
und vermarkte sein Salatdressing.

Heute überall zu finden

Salat und Dressing sind weltweit zu finden. Poblete, der Autor des
Jubiläumsbuchs, bestellte in den vergangenen zehn Jahren auf jeder Reise Caesar
Salads - ob in Moskau, Chile, Japan oder Südkorea. Jede Kultur verändere den
Salat nach ihrem eigenen Geschmack. In Spanien werde er etwa mit Garnelen
serviert. Japaner ersetzten die englische Würzsoße durch Reiswein. In Afrika
werde einheimischer Blattsalat verwendet.

Die Hauptzutaten gehörten aber zu den Grundnahrungsmitteln vieler Kulturen:
Öl, Eier, Milchprodukte, Salatblätter. Das sei einer der Gründe für den Erfolg,
sagt Poblete. "Wenn man sogar ChatGPT, die künstliche Intelligenz, fragt,
welcher Salat der berühmteste der Welt ist, lautet die Antwort: "Caesar
Salad""./aso/DP/he

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