23.05.2024 08:15:04 - dpa-AFX: HINTERGRUND: Einkaufszentren im Wandel: weniger Geschäfte, mehr Büros und Kitas

KÖLN (dpa-AFX) - Die Shopping-Welt in Deutschland verändert sich: Geschäfte
für Bekleidung, Schuhe, Accessoires und Elektronik spielen in Einkaufscentern
zwar immer noch eine große Rolle. Der Anteil an der Gesamtfläche ist jedoch
rückläufig, ihre Bedeutung könnte in Zukunft weiter abnehmen. Zu diesem Ergebnis
kommt der am Donnerstag veröffentlichte "Shopping-Center Report 2024" des Kölner
Handelsforschungsinstituts EHI. "Immer mehr Center verkleinern ihre
Einzelhandelsflächen und setzen stärker auf andere Nutzungen wie Freizeit,
Gastronomie, Sport, Arztpraxen, Büro, Kitas und Wohnen", sagte Studienautorin
Lena Knopf. "Mischnutzungen haben einen Vorteil: Sie sind lebendiger. Menschen
suchen die Center auf, weil sie dort auch noch viele praktische andere Dinge
erledigen können."

Einer kürzlich veröffentlichten EHI-Umfrage zufolge gibt jeder dritte
Shopping-Center-Manager an, die eigenen Einzelhandelsflächen in den vergangenen
fünf Jahren reduziert zu haben oder dies zu planen - zugunsten anderer
Nutzungsformen. Mischnutzungen befinden sich meist in den oberen Etagen, Büros
und Gesundheitswesen/Arztpraxen sind dabei am häufigsten anzutreffen. Sie finden
sich in mehr als der Hälfte der Einkaufszentren, Fitnessstudios in jedem
dritten. Etwas seltener sind öffentliche Einrichtungen wie Behörden,
Bibliotheken, Kitas und Schulen. Bei allen Formen sehen die Betreiber positive
Synergieeffekte für den Handel. Bei jedem dritten Center liegt der
Einzelhandels-Anteil nur noch unter 80 Prozent.

Besucherfrequenzen niedriger als vor der Pandemie

Der Trend hin zu mehr Mixed-Use-Konzepten zeigt sich auch bei
Warenhausflächen, die durch den Auszug großer Mieter wie Real oder Galeria
Karstadt Kaufhof frei geworden sind. Weitere könnten bald folgen. So befinden
sich 5 der 16 Galeria-Filialen, die im August schließen sollen, in
Einkaufszentren. Die Betreiber haben mit einem weiteren Problem zu kämpfen: In
jeder zweiten Mall sind die Besucherfrequenzen niedriger als vor der
Corona-Pandemie. Vielerorts ist der Leerstand gestiegen. In knapp jedem zweiten
Center stehen mindestens fünf Prozent der Einzelhandelsflächen leer, in jedem
fünften zehn Prozent und mehr.

Die Zahl der Einkaufszentren ist der Studie zufolge erstmals seit 60 Jahren
leicht gesunken, Ende 2023 gab es deutschlandweit 506, im Vorjahr waren es 509.
Der Rückgang geht darauf zurück, dass der Einzelhandels-Anteil einiger Häuser
durch Umnutzungen unter die für Shopping-Center definierte Mindestgröße von 10
000 Quadratmetern rutschte. Die in den Häusern am stärksten vertretenen
Filialisten sind der Schuhhändler Deichmann mit 283 Standorten, die Textilkette
Ernsting's family (257), die Drogerie dm (238) und der Mobilfunkanbieter O2
Telefónica (233)./cr/DP/stk

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