20.05.2024 08:02:13 - dpa-AFX: POLITIK: Antiamerikanismus bei AfD-Wählern besonders stark ausgeprägt

BERLIN (dpa-AFX) - Die Anhänger von AfD und BSW ähneln sich nach einer
aktuellen Studie unter anderem in puncto Bildung und Einkommen sowie in einer
kritischen Einstellung zu den USA. Die Unzufriedenheit mit der Demokratie und
Ressentiments gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen - vor allem gegen Muslime -
sind bei denen, die sich zur AfD hingezogen fühlen, laut der Studie um den
Leipziger Forscher Oliver Decker jedoch deutlich ausgeprägter als bei den
Unterstützern der Parteineugründung Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Die
Untersuchung trägt den Titel "Besteht eine Chance für eine neue Partei?
AfD-Anhänger und die Aussicht für eine Alternative links der Mitte".

Die Autoren kommen darin zu dem Schluss, Wähler, die eine extrem rechte
Politik befürworteten, seien nicht mehr "auf Grund einer milieubestimmten
Wählerbindung" an die großen demokratischen Parteien gebunden, sondern stellten
inzwischen ein eigenes politisches Milieu dar. Unter denen, die bei einer
Befragung um die Jahreswende Sympathien für AfD beziehungsweise BSW äußerten,
waren demnach überdurchschnittlich viele Menschen mit einem eher niedrigen
formalen Bildungsgrad und einem niedrigen Einkommen. Überrepräsentiert seien in
beiden Gruppen zudem Männer, wie die Autoren der Studie feststellten.

Wähler der Grünen positionierten sich selbst zwar links, seien aber - ebenso wie Wähler der Unionsparteien, der SPD und der FDP - unterdurchschnittlich
kapitalismuskritisch und antiamerikanisch eingestellt. Überdurchschnittliche
Werte wiesen hier dagegen die Anhänger der Linken, des BSW und der AfD auf.

Beim Antisemitismus zeigten die Wähler der AfD die deutlichste Zustimmung,
heißt es in der Studie weiter, jene der Grünen die geringste. Um den
Antisemitismus zu messen, hatte das Meinungsforschungsinstitut Bilendi im
Auftrag der Forscher die Teilnehmer einer Online-Befragung aufgefordert, sich zu
zwölf Aussagen zu positionieren. Zu diesen Aussagen zählten Sätze wie "Durch die
israelische Politik werden mir die Juden immer unsympathischer" und "Wir sollten
uns lieber gegenwärtigen Problemen widmen als Ereignissen, die mehr als 70 Jahre
vergangen sind".

Der Antiamerikanismus wurde bei der Befragung gemessen, indem den
Teilnehmern der Satz "Der amerikanische Imperialismus ist die eigentliche Gefahr
für den Weltfrieden" zur Beurteilung vorgelegt wurde. Zu den drei Aussagen zum
Kapitalismus gehörte der Satz "Wirkliche Demokratie ist erst möglich, wenn es
keinen Kapitalismus mehr gibt"./abc/DP/ngu

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