11.06.2024 16:58:47 - dpa-AFX: ROUNDUP: Ärger bei der Baywa - Verluste und hohe Schulden

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die mit über fünf Milliarden Euro verschuldete Baywa
will mit Einsparungen und Verkäufen unprofitabler Geschäfte aus
der Krise kommen. Vorstandschef Marcus Pöllinger versprach den Aktionären am
Dienstag auf der Hauptversammlung nach dem Verlustjahr 2023 einen
"Transformationsprozess" und ein wesentlich besseres Ergebnis in diesem Jahr.
"Jede Einheit muss künftig für sich profitabel sein", sagte Pöllinger. Von
Aktionären kam scharfe Kritik an der Entwicklung des Unternehmens, sowohl von
Aktionärsvereinigungen als auch von einzelnen Anteilseignern.

Der aus der Genossenschaftsbewegung hervorgegangenen Münchner Mischkonzern
hatte 2023 Verluste geschrieben, im ersten Quartal blieb das Unternehmen mit
einem Nettoverlust von 108 Millionen Euro tief in den roten Zahlen. Der Umsatz
schrumpfte im Vergleich zum ersten Quartal 2023 um 17 Prozent auf knapp 5,2
Milliarden Euro. Das erste Quartal verläuft bei der Baywa traditionell schwach,
doch hatte es in den vergangenen Jahren keine Verluste zu Jahresbeginn gegeben.
Das Unternehmen wird für 2023 auch keine Dividende zahlen, die
Aktionärsversammlung stimmte dem Vorschlag der Baywa-Führungsriege zu.

Verschuldung in den vergangenen Jahren gestiegen

Pöllinger deutete an, dass bis zur Jahresmitte keine Wende zum Besseren zu
erwarten ist: "Entsprechend kann das erste Halbjahr auch noch nicht für den
angestrebten Aufschwung stehen", sagte der Vorstandschef. Der Konzern ist
internationaler Agrarhändler, außerdem als Projektentwickler für Ökostromanlagen
sowie im Baugeschäft als Händler und Dienstleister tätig.

Die Verschuldung der Baywa ist in den vergangenen Jahren erheblich
gestiegen. Ende des ersten Quartals beliefen sich kurz- und langfristige Kredite
zusammen auf eine Summe von 5,6 Milliarden Euro. Hinzu kamen im ersten Quartal
Personalquerelen, die zum Rücktritt des Aufsichtsratschefs Klaus Josef Lutz
führten.

Solarhandel soll verkauft werden

Der Vorstand will nun unter anderem den Solarhandel verkaufen. Das war schon für 2023 geplant, doch fand der Vorstand keinen Käufer, der den geforderten
Preis zahlen wollte. Bereits verkauft ist das Geschäft mit Digitaltechnik für
Landwirte. Vorstandschef Pöllinger will außerdem Stellen abbauen,
"selbstverständlich sozialverträglich". Eine Größenordnung nannte er nicht. Im
Geschäftsfeld Bau prüft die Baywa-Chefetage Kurzarbeit.

Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) prangerte eine "schwere
Unternehmenskrise" inklusive "Finanzschuldenberg" und "Führungsdesaster" an.
SdK-Vorstand Paul Petzelberger forderte den Baywa-Aufsichtsrat auf, eine an Lutz
gezahlte Abfindung von 6,7 Millionen Euro zurückzufordern. Dies ist nach
Einschätzung des Aufsichtsrats rechtlich nicht möglich, wie Gregor Scheller
erläuterte, der neue Vorsitzende des Kontrollgremiums.

Die Aktionärsvereinigung DSW beklagte eine "katastrophale Kursentwicklung",
da die Baywa-Papiere im Lauf der vergangenen zwölf Monate nahezu die Hälfte
ihres Werts verloren haben. Hauptzielscheibe der Aktionärskritik war aber
weniger der amtierende Vorstandschef Pöllinger als vielmehr Lutz, der den
Konzern von 2008 bis 2023 gelenkt hatte, bevor er an die Spitze des
Aufsichtsrats wechselte./cho/DP/ngu
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
BAYWA AG VINK.NA. O.N. 519406 Xetra 21,350 21.06.24 17:37:12 +0,500 +2,40% 0,000 0,000 20,950 20,850

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