18.06.2024 06:19:52 - dpa-AFX: VERMISCHTES/75. Geburtstag: Patricia Riekel und die beste Zeit ihres Lebens

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Wer hat was mit wem, wer hat sich getrennt, wer sorgt
für einen Skandal und wer hatte den großen Auftritt? Neuigkeiten aus der Welt
der Schönen und Reichen lieferten früher Illustrierte und Boulevard-Zeitungen.
Heute informieren Stars und Sternchen ihre Fans selbst, über Plattformen wie
Instagram oder Tiktok. Für Patricia Riekel, langjährige Chefredakteurin des
Magazins "Bunte", "eine Art persönliche Hofberichterstattung". "Das sind
Image-Kampagnen, die eigentlich als Werbung gekennzeichnet werden müssten", sagt
die Münchnerin der Deutschen Presse-Agentur anlässlich ihres 75. Geburtstages am
Mittwoch (19. Juni).

"Die sozialen Medien haben den Boulevard-Journalismus verändert, die
Print-Auflagen kennen nur noch einen Trend: abwärts", konstatiert Riekel, die
als Königin der Klatschpresse galt. Doch wer hinter die Hochglanz-Fassaden der
Posts blicken will, kommt ihrer Ansicht nach um gut recherchierte Berichte nicht
herum.

Seriöse People-Magazine hätten eine Chance, wenn sie mit Fakten und
Hintergrund-Informationen die Wirklichkeit dieser Prominenz beschreiben. "Es
geht um die Kluft zwischen Schein und Sein", legt die Journalistin dar. "Viele
Celebrities sind Vorbilder, an denen sich das Publikum orientiert. Deswegen ist
es so wichtig, die Realität zu zeigen."

Den Kampf um Auflagen muss Riekel allerdings nicht mehr führen - seit rund
acht Jahren ist sie im Ruhestand. Im April 2016 wurde bekannt, dass sie nach
fast 20 Jahren und mehr als 1000 "Bunte"-Ausgaben nicht länger Chefredakteurin
sein wird. Ein ziemlicher Schritt. "Der Ruhestand ist immer auch der Anfang vom
Ende, weil am Ende nicht eine Karriere wartet, sondern der Tod", sagte Riekel
2021 anlässlich des Erscheinens ihrer Autobiografie "Wer bin ich, wenn ich
nichts mehr bin?".

"Das ist eine Melancholie, mit der man immer rechnen muss, vor allem, wenn
man sich selbst beobachtet und plötzlich merkt, dass es so ein paar Dinge gibt,
die man nicht mehr so gut kann", sagte Riekel weiter. Aber sie verwies auch auf
die positiven Seiten: "Das wird alles aufgewogen durch eine große Freiheit. Frei
von Terminen, von Druck, von Verpflichtungen. Und es ist auch eine innere
Unabhängigkeit."

Drei Jahre später genießt Riekel genau diese Unabhängigkeit. "Die beste Zeit meines Lebens ist jetzt. Kein Wettbewerb mehr. Freiheit in jeder Beziehung. Das
Wissen, niemandem mehr etwas beweisen, oder Rechenschaft ablegen zu müssen",
erläutert Riekel. "Wenn ich arbeite, dann muss es sich nicht rentieren, sondern
mich glücklich machen. Ich habe Zeit für meinen Lieblingsmenschen, für meine
Freundinnen, ja, und auch für meinen Hund und meine Katzen. Und ich kann mich
für Dinge engagieren, die mir wichtig sind, und für die ich früher wenig Zeit
hatte." Als Beispiel nennt sie die Stiftung Tribute to Bambi für Kinder in Not
und Kommunalpolitik für die FDP, der auch ihr Ehemann Helmut Markwort angehört.

Mit Familie und Freunden will sie auch ihren runden Geburtstag feiern
- "mit Musik, Wein, Spaghetti und Tanz". Ihr größter Wunsch:
"Gesundheit für alle meine Liebsten und für mich". Klingt zufrieden. Und doch:
Könnte sie ihrem 25-jährigen Ich aus heutiger Sicht einen Rat geben, wäre das
ganz klar: "Hau öfters auf den Tisch"./cor/DP/zb

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