03.07.2024 05:39:04 - dpa-AFX: Angebundene Kappen bei Flaschen seit heute Pflicht

BERLIN (dpa-AFX) - Um den Plastikmüll in der Umwelt zu verringern, sind seit
heute in Deutschland lose Verschlusskappen bei bestimmten Getränken verboten.
Das betrifft Einwegverpackungen, deren Deckel aus Kunststoff bestehen - etwa
Saftkartons oder Einweg-PET-Flaschen - mit einem Volumen bis zu drei Litern.
Glas oder Metall sowie Mehrweggetränkebehälter sind nach Angabe des
Bundesumweltministeriums von der Pflicht ausgenommen.

Grund für die Einführung der "angebundenen Deckel" ist eine Richtlinie der
Europäischen Union (EU). Dieser Richtlinie liegt dem Ministerium zufolge eine
Studie zugrunde, wonach Kunststoffdeckel zu den am häufigsten an Stränden der EU
vorzufindenden Kunststoffabfällen gehören.

Viele Verbraucherinnen und Verbraucher kennen die Deckel bereits. Denn die
Verordnung, die die Vorgaben in Deutschland regelt, trat nach Angabe des
Umweltbundesamts am 3. Juli 2021 in Kraft mit einer dreijährigen Übergangsfrist.
"Seitdem haben viele Unternehmen nach und nach ihre Getränkeverpackungen
umgerüstet, um ab dem 3. Juli 2024 die neuen Anforderungen zu erfüllen", heißt
es von der Behörde.

Behälter, die die neuen Anforderungen nicht erfüllen, aber vor dem Stichtag
auf den Markt gekommen sind, können aber laut Umweltministerium (BMUV) ohne
zeitliche Begrenzungen abverkauft werden.

Bisher keine konkreten Zahlen über Plastikmüllreduktion

Einige Menschen sind jedoch von den neuen Verschlüssen genervt. "Dem BMUV
ist bekannt, dass Verbraucherinnen und Verbraucher die fest verbundenen Deckel
nicht nur positiv sehen", heißt es von einer Sprecherin aus dem Ministerium. Das
Ziel der Richtlinie sei es jedoch, die Umwelt durch geringfügige Maßnahmen zu
schützen. Deswegen seien die befestigten Deckel bei bestimmten Getränkebehältern
erforderlich.

Bislang liegen weder dem Ministerium noch dem Umweltbundesamt Zahlen vor,
wie stark sich der Plastikmüll durch die neue Vorgabe verringern könnte. 2027
will die Bundesregierung laut Umweltministerium die Umsetzung der neuen Regelung
bewerten.

Kritik der Verbraucherzentrale

Philip Heldt, Referent für Ressourcenschutz bei der Verbraucherzentrale
Nordrhein-Westfalen, ist nicht überzeugt von den neuen Schraubverschlüssen: "Ich
empfinde die Änderung der Verschlussart als wenig zielführend." Das Gesetz gehe
ihm zufolge am Kernproblem vorbei. "Wir verbrauchen viel zu viele
Einwegprodukte", sagt Heldt. "Deckel zu ändern, nützt der Umwelt erst mal
nichts."

Laut dem Experten verbrauchen die neuen Verschlüsse in vielen Fällen gar
etwas mehr Material als die früheren Deckel. Heldt zufolge seien klar
einzuhaltende Vorgaben nötig - etwa eine Regelung, um verpflichtend die
Hohlräume bei Produkten zu reduzieren und dadurch den Verpackungsmüll zu
verringern. Auch Verbote von unnötigen Umverpackungen wie Kartons bei Zahnpasta
würden demnach zu einer Materialersparnis und Umweltentlastung führen./sak/DP/zb

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