05.07.2024 14:08:02 - dpa-AFX: EM 2024/Medien: Türkei zieht gegen Demiral-Sperre vor Cas

BERLIN (dpa-AFX) - Der türkische Fußballverband TFF zieht einem
Medienbericht zufolge gegen die Zwei-Spiele-Sperre gegen Nationalspieler Merih
Demiral im Zuge des Wolfsgruß-Jubels vor den Internationalen Sportgerichtshof
Cas. Ein Reporter der öffentlich-rechtlichen Rundfunkgesellschaft TRT
berichtete, der Verband werde beim Cas Berufung einlegen. Es gebe dort ein
beschleunigtes Verfahren speziell für die Fußball-EM, mit einer Entscheidung sei
wahrscheinlich schon am Freitagabend zu rechnen.

Die UEFA hatte den Innenverteidiger Demiral am Freitagmittag für zwei Spiele gesperrt. Damit wird der 26-Jährige im EM-Viertelfinale am Samstag in Berlin
gegen die Niederlande (21.00 Uhr/RTL und Magenta TV) fehlen, auch ein mögliches
Halbfinale würde er verpassen. Für das Spiel gegen Oranje wird der Besuch des
türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan im Olympiastadion erwartet.

Demiral habe "die allgemeinen Verhaltensgrundsätze nicht eingehalten, die
grundlegenden Regeln des guten Benehmens verletzt, Sportereignisse für
Kundgebungen nicht-sportlicher Art genutzt und den Fußballsport in Verruf
gebracht", begründete die Europäische Fußball-Union ihre Entscheidung.

Was war passiert?

Der 26 Jahre alte Demiral hatte beim 2:1 im Achtelfinale gegen Österreich
nach seinem zweiten Treffer in Leipzig mit beiden Händen das Handzeichen und
Symbol der "Grauen Wölfe" geformt und damit für viel Empörung gesorgt. Als
"Graue Wölfe" werden die Anhänger der rechtsextremistischen "Ülkücü-Bewegung"
bezeichnet, die in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet wird. In der
Türkei ist die ultranationalistische MHP ihre politische Vertretung und
Bündnispartnerin der islamisch-konservativen AKP von Präsident Erdogan.

Wegen des Eklats um die Geste hatte es in den vergangenen Tagen auch auf der politischen Ebene heftigen Wirbel gegeben. Das türkische Außenministerium
bezeichnete die UEFA-Untersuchung gegen Demiral als inakzeptabel.

Nicht jede Person, die das Zeichen der Grauen Wölfe zeige, könne als
rechtsextremistisch bezeichnet werden. Der Wolfsgruß sei in Deutschland zudem
nicht verboten und die Reaktionen der deutschen Behörden "ausländerfeindlich".
Im Zuge eines erstarkenden Nationalismus haben zuletzt aber auch Vertreter der
politischen Mitte den Wolfsgruß genutzt, um etwa Wähler aus nationalistischeren
Milieus anzusprechen./jso/DP/jha

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