25.06.2024 10:59:50 - dpa-AFX: VERMISCHTES/ROUNDUP 2: China bringt erfolgreich Mondgestein zurück

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PEKING (dpa-AFX) - China feiert erneut den erfolgreichen Abschluss einer
wichtigen Weltraum-Mission. Eine Kapsel des chinesischen Raumschiffs "Chang'e-6"
ist am Dienstag zur Erde zurückgekehrt, erstmals mit Gesteinsproben von der
Rückseite des Mondes.

Wie Live-Bilder des chinesischen Staatsfernsehens zeigten, glitt die Kapsel
zunächst minutenlang an einem Fallschirm herab, bevor sie schließlich in der
Steppe der Inneren Mongolei aufsetzte - "präzise" an der Stelle, die für die
Landung vorgesehen war, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete.

Mit der Rückkehr der Kapsel zur Erde schließt China bereits seine sechste
Mondmission seit 2007 erfolgreich ab. Zuletzt hatte "Chang'e-5" im Jahr 2020
Proben von der Vorderseite des Mondes zur Untersuchung zur Erde gebracht. 2019
war mit "Chang'e-4" erstmals ein Rover auf der Rückseite des Mondes gelandet und
hatte dort das Terrain erkundet.

Andere Weltraummächte tun sich schwer

Andere Länder tun sich dagegen schwer. In jüngster Vergangenheit hatten
mehrere Mondsonden aus Indien, Israel, Japan und Russland nicht wie geplant ihr
Ziel erreicht. Auch bei der US-Raumfahrtbehörde Nasa gibt es Probleme: Erst nach
jahrelangen Verzögerungen war das Raumfahrtzeug "Starliner" jüngst zur
Raumstation ISS geflogen, doch es traten Helium-Lecks auf und nun verschiebt
sich die Rückkehr zur Erde. Das Raketensystem "Starship" des privaten
Raumfahrtunternehmens SpaceX wiederum explodierte in den ersten drei Tests schon
nach wenigen Minuten, erst der vierte kam etwas weiter.

Bei den Chinesen hingegen lief alles wie geplant. Die "Chang'e-6" war am 3.
Mai vom chinesischen Weltraumbahnhof auf der Tropeninsel Hainan abgehoben. Der
Lander des nach der chinesischen Mondgöttin benannten Raumschiffs war am 2. Juni
auf dem Mond aufgesetzt und hatte anschließend begonnen, die Gesteinsproben zu
sammeln. Diese wurden mit einem Aufstiegsmodul wieder zum Hauptraumschiff
transportiert, das die Proben schließlich zur Erde brachte. Insgesamt dauerte
die Mission - genau wie vorgesehen - 53 Tage.

Damit hat China nun in zwei verschiedenen Missionen Gestein vom Mond zur
Erde transportiert. Davor war dies den USA und der Sowjetunion in den 1960er und
1970er Jahren gelungen. Erstmals waren nun jedoch Proben von der erdabgewandten
Seite des Mondes an Bord, von denen sich Wissenschaftler neue Erkenntnisse über
die Entstehungsgeschichte des Erdtrabanten erhoffen.

Vulkangestein in Proben erwartet

Basierend auf den geologischen Merkmalen der Landestelle im
Südpol-Aitken-Becken (SPA) des Mondes gehen chinesische Forscher davon aus, dass
die zurückgebrachten Proben aus 2,5 Milliarden Jahre altem Vulkangestein
bestehen werden. Auch Spuren früherer Meteoriteneinschläge könnten in den Proben
enthalten sein.

Es gebe "erhebliche Unterschiede" zwischen der erdzugewandten und der
erdabgewandten Seite des Mondes, und zwar hinsichtlich der Krustendicke, der
vulkanischen Aktivität und der Zusammensetzung des Bodens, schreibt der
chinesische Geologe Yue Zongyu von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften
im Wissenschaftsmagazin "The Innovation".

Proben mit Spuren von Meteoriten könnten letztendlich nicht nur
Informationen über die Evolution des Mondes liefern, sondern auch neue
Erkenntnisse über die Entstehung des gesamten inneren Sonnensystems, erklärte
Yue.

Chinesische Astronauten sollen auf den Mond

Weitere chinesische Mondmissionen sind bereits in der Vorbereitung. Chinas
"Chang'e-7"-Mission, geplant für das Jahr 2026, zielt darauf ab, die Umgebung am
Südpol des Mondes noch besser zu erforschen. Oberstes Ziel der Chinesen ist es,
bis 2030 eigene Astronauten auf die Mondoberfläche zu bringen und einen
Außenposten auf dem Erdtrabanten zu errichten.

Die Nasa musste ihr Mondprogramm wegen Problemen mit Rakete und Raumschiff
erst neulich wieder verschieben. Nun planen die US-Amerikaner eine bemannte
Mondlandung im September 2026. Wer am Ende die Nase vorn haben wird, ist also
noch nicht ausgemacht.

Der Mond ist nach Jahrzehnten der Ruhe wieder zum Ziel mehrerer
Raumfahrernationen geworden, auch weil dort wichtige Rohstoffe vermutet werden.
Außerdem gelten die Missionen als technisch höchst aufwendig und damit
prestigeträchtig./jpt/DP/mis

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