14.07.2024 15:50:02 - dpa-AFX: HINTERGRUND/Attentat auf Trump: Was wir wissen, was wir nicht wissen

BUTLER/WASHINGTON (dpa-AFX) - Ein Schütze hat Ex-Präsident Donald Trump bei
einer Wahlkampfveranstaltung im Bundesstaat Pennsylvania angeschossen. Der
78-Jährige wurde bei dem Vorfall am Samstag (Ortszeit) verletzt. Hier ein
Überblick über das, was wir wissen und die Aspekte, die aktuell noch unklar
sind:

Wie schlimm ist die Trumps Verletzung?

Trump schrieb auf der von ihm mitbegründeten Plattform Truth Social, eine
Kugel habe ihn am oberen Teil seines rechten Ohrs getroffen. Aufrecht und
gestützt von Sicherheitskräften des Secret Service verließ er mit einem
blutenden Ohr die Bühne. Dabei reckte er seine Faust in die Luft. Trump wurde
medizinisch untersucht. Wenige Stunden später veröffentlichte sein Wahlkampfteam
ein Video, das zeigte, wie er bei der Ankunft seines Flugzeugs im Bundesstaat
New Jersey die Treppe an der Maschine herunterkam.

Hatte Trump Glück im Unglück?

Es ist noch zu früh, das mit Sicherheit zu sagen. Aber seine Angaben ließen
zunächst darauf schließen, dass er von einer Kugel nur leicht am Ohr verletzt
wurde. Ein um wenige Zentimeter versetzter Einschuss hätte ihn also - im
schlimmsten Fall - direkt am Kopf treffen können.

Wer hat die Schüsse auf Trump abgefeuert?

Die Bundespolizei FBI identifizierte den mutmaßlichen Schützen als Thomas
Matthew Crooks, ein 20 Jahre alter Mann aus der Nähe von Pittsburgh im
Bundesstaat Pennsylvania. Sein Wohnort Bethel Park liegt rund 75 Kilometer
weiter südlich vom Anschlagsort in Butler. Er wurde in Butler von
Sicherheitskräften getötet. Medienberichte legten nahe, dass er rasch von
Scharfschützen erschossen wurde. Der Secret Service gab zunächst aber keine
Details zur Tötung des Schützen preis.

Was war das Motiv des Täters?

Dazu gab es zunächst keine gesicherten Erkenntnisse. US-Medien zufolge soll
der Schütze als Republikaner im Wahlregister eingetragen gewesen sein, er soll
aber auch mindestens einmal an eine demokratische Gruppe gespendet haben.
Ermittler dürften unter anderem die psychische Verfassung des Mannes, seine
Finanzen und seine Online-Aktivitäten genau unter die Lupe nehmen.

Wie schaffte es der Täter, auf Trump zu schießen?

Der mutmaßliche Schütze eröffnete von einer "erhöhten Position" außerhalb
des Veranstaltungsortes das Feuer. Videos legten nahe, dass er von einem nahen
Dach aus schoss. Ermittler stellten am Tatort US-Medien zufolge ein
halbautomatisches Gewehr vom Typ AR-15 sicher. Ob der mutmaßliche Täter die
Waffe legal erworben hatte, und wie viel Munition er mit sich führte, blieb
zunächst noch unklar. Es war zunächst auch nicht bekannt, wie geübt der Mann im
Umgang mit der Waffe war.

Waren die Sicherheitsmaßnahmen ausreichend?

Ex-Präsident Trump wird vom Secret Service beschützt - die
Sicherheitsmaßnahmen sind allerdings nicht so umfangreich wie bei einem
amtierenden Präsidenten. Es ist in den kommenden Wochen und Monaten mit einer
detaillierten Aufarbeitung des Einsatzes in Butler zu rechnen. Eine zentrale
Frage dürfte dabei sein, ob die Sicherheitsleute die "erhöhte Position" mit
offenbar direkter Sichtlinie zu Trump auf dem Podium hätten (besser)
kontrollieren müssen, obwohl diese außerhalb des Veranstaltungsgeländes lag.

Wer kam bei dem Attentat noch zu Schaden?

Bei dem Angriff kam ein Zuschauer ums Leben, zwei weitere wurden verletzt
und befanden sich zunächst in einem kritischen Zustand. Bei den Opfern handelt
es sich laut Polizei um erwachsene Männer. Im Publikum brach nach dem Vorfall
Panik aus. Der Veranstaltungsort wurde evakuiert.

Setzt Trump seinen Wahlkampf fort?

Trump will bei der Präsidentschaftswahl Anfang November - also in weniger
als vier Monaten - den demokratischen Amtsinhaber Joe Biden besiegen und sich
eine weitere Amtszeit sichern. An diesem Montag beginnt in Milwaukee der
Parteitag der Republikaner, bei dem Trump offiziell zum Kandidaten seiner Partei
für die Wahl gekürt werden soll. Der Parteitag soll wie geplant stattfinden. Das
teilten die Partei und Trumps Wahlkampfteam in einer gemeinsamen Stellungnahme
mit. Es deutet also alles darauf hin, dass Trump seinen Wahlkampf fortsetzt.

Wird Trump das Attentat für seinen Wahlkampf nutzen?

Trump inszeniert sich seit jeher als Märtyrer und als einen, den seine
politischen Gegner mit allen Mitteln versuchen, aus dem Weg zu räumen. Schon die
vier Strafverfahren gegen ihn setzte er erfolgreich ein, um seine Anhänger zu
mobilisieren und Spenden zu sammeln. Er dürfte also auch versuchen, den Angriff
systematisch für seine Zwecke zu nutzen. Wenige Stunden nach den Schüssen in
Butler verschickte sein Team dann die erste Wahlkampf-SMS mit den Worten: "Ich
werde nie aufgeben" - und einem direkten Link zur Spenden-Webseite.

Ist ein Wahlsieg Trumps nun wahrscheinlicher?

Das wissen wir nicht. Unmittelbar nach dem Geschehen gab es zunächst keine
neuen Umfragen, die eine Einschätzung der Wirkung des Attentats auf Wähler
zuließen. Bei Republikanern, die Trump ohnehin zumeist schätzen, könnte er
künftig noch mehr Zustimmung finden. Ob sich unentschlossene Wähler - oder gar
manche Demokraten - nun eher für ihn begeistern lassen, ist aber offen.

Wie reagiert Biden?

Der US-Präsident verurteilte den Angriff auf Trump scharf. "Ich bin dankbar
zu hören, dass er in Sicherheit ist und es ihm gut geht", teilte er unmittelbar
nach dem Vorfall mit. Er bete für ihn und Trumps Familie und für alle, die auf
der Kundgebung gewesen seien. Diese Art von Gewalt habe in Amerika keinen Platz.
Später trat er noch vor die Kameras und sagte. "Das ist krank, das ist krank."
Nach Angaben des Weißen Haus telefonierten Biden und Trump persönlich
miteinander.

Könnte das Attentat zu weiterer Gewalt führen?

Das wissen wir nicht. Dabei dürften auch die bevorstehenden politischen
Reaktionen eine Rolle spielen: Werden Politiker versuchen, die Gewalttat zu
nutzen, um ihre Anhänger aufzustacheln? US-Vizepräsidentin Kamala Harris warnte
nach dem Angriff jedenfalls bereits vor einer Eskalation der Gewalt. "Wir alle
müssen diese abscheuliche Tat verurteilen und unseren Teil dazu beitragen, dass
sie nicht zu weiterer Gewalt führt", mahnte die Demokratin auf X./jbz/DP/nas

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