03.07.2024 10:25:08 - dpa-AFX: Wirecard: Dritter Angeklagter will Schweigen brechen

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Im Münchner Wirecard-Prozess wird nach über eineinhalb
Jahren ein Meilenstein erreicht: Der seit Prozessbeginn im Dezember 2022
schweigsame dritte Angeklagte E. will am 17. Juli erstmals zu den
Anklagevorwürfen aussagen. Diesen Termin nannte der Vorsitzende Richter Markus
Födisch zu Beginn des 134. Prozesstags. Der ehemalige Chefbuchhalter des 2020
kollabierten Konzerns hatte zum Prozessauftakt seine Personalien bestätigt,
ansonsten aber im bisherigen Verlauf des Mammutverfahrens kein Wort zur Sache
gesagt. Die IV. Strafkammer des Münchner Landgerichts unter Födischs Leitung hat
E. im Gegenzug für ein Geständnis eine Haftstrafe zwischen sechs und acht Jahren
in Aussicht gestellt.

Ob der frühere Chefbuchhalter in seiner Stellungnahme Anklagevorwürfe
einräumen oder zurückweisen will, ist noch nicht klar. E.s Verteidigerin Sabine
Stetter wollte am späteren Vormittag noch eine Erklärung abgeben.

Hauptanklagepunkt gegen E., den früheren Wirecard-Vorstandschef Markus Braun und den bis 2020 in Dubai für Wirecard tätigen Manager Oliver Bellenhaus ist
gewerbsmäßige Bandenbetrug: Die drei sollen gemeinsam mit etlichen Komplizen
Milliardenumsätze erfunden haben, um ihr eigentlich defizitäres Unternehmen über
Wasser zu halten.

Den Betrugsschaden beziffert die Münchner Staatsanwaltschaft in ihrer
Anklage auf gut drei Milliarden Euro. Bisher stand im Prozess Aussage gegen
Aussage: Der seit vier Jahren in Untersuchungshaft sitzende Braun als
Hauptangeklagter weist sämtliche Vorwürfe zurück. Bellenhaus hingegen hat den
Großteil der Anklagevorwürfe eingeräumt./cho/DP/nas

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH