21.08.2023 19:55:43 - dpa-AFX: KORREKTUR/ROUNDUP: Zwei Ex-Manager nach Steinhoff-Bilanzskandal verurteilt

(Im 3. und 9. Absatz wurden Angaben zum zeitlichen Ablauf geändert. Richtig
ist, dass die Ermittlungen bereits vor Ende 2017 begannen und auch öffentlich
wurden. Der 3. Absatz wurde entsprechend korrigiert. Zwei entsprechende Passagen
im letzten Absatz wurden gestrichen.)

OLDENBURG (dpa-AFX) - Im Prozess um den Bilanzskandal bei dem Möbelkonzern
Steinhoff sind am Montag zwei frühere Manager der
Unternehmensgruppe verurteilt worden. Ein 52 Jahre alter Angeklagter erhält eine
Strafe von drei Jahren und sechs Monaten für unrichtige Darstellung in Bilanzen
in zwei Fällen und für eine Beihilfe zu Kreditbetrug, wie der Vorsitzende
Richter am Landgericht Oldenburg sagte. Weil sich das Verfahren verzögerte, gilt
ein Jahr als vollstreckt. Ein 64-Jähriger wurde für zwei Fälle unrichtiger
Darstellung mit zwei Jahren auf Bewährung bestraft. Das Urteil ist noch nicht
rechtskräftig.

Die Angeklagten äußerten vor dem Urteil Bedauern über die Taten. Der
52-Jährige sagte, er habe nie die Kraft gefunden, auszusteigen. Später habe er
alles dafür getan, die Vorgänge aufzuklären. Nach dem Verbüßen der Strafe wolle
er ein neues Leben ohne Steinhoff.

Das Bekanntwerden der Bilanzmanipulationen vernichtete 2017 den Börsenwert
des Unternehmens fast vollständig. Steinhoff hat seine Wurzeln in Westerstede in
Niedersachsen. Die weltweit agierende Steinhoff International Holdings hat
inzwischen ihren Hauptsitz in Amsterdam und wird aus Südafrika gesteuert.

Der Prozessauftakt war im April dieses Jahres. Außer den zwei Managern
angeklagt waren der frühere CEO der Steinhoff International Holdings, Markus
Jooste, und ein Treuhänder. Bei den zwei verurteilten Managern handelte es sich
um Geschäftsführer der Tochtergesellschaft Steinhoff Europe Group Services aus
Westerstede.

Zum Prozessauftakt war Jooste nicht erschienen. Das Gericht setzte daraufhin das Verfahren gegen ihn aus und beantragte einen Haftbefehl gegen ihn. Das
Verfahren gegen den Treuhänder wurde gegen eine Zahlung eingestellt. Das gesamte
Verfahren ist mit dem Urteil vom Montag noch nicht abgeschlossen, wie es vom
Gericht hieß. Die Untersuchung gegen Jooste ist nur ausgesetzt, bis gegen ihn
verhandelt werden kann.

Vor dem Urteil bescheinigte die Staatsanwaltschaft den Angeklagten in den
Schlussvorträgen eine hohe kriminelle Energie. Die Taten, berechnet man die
verjährten mit ein, hätten Gesamtauswirkungen von mehr als 2,3 Milliarden Euro
gehabt. Für den 52-Jährigen war eine Freiheitsstrafe von vier Jahren und sechs
Monaten gefordert worden, für den 64-Jährigen eine von drei Jahren.

Die Verteidiger stimmten den Ausführungen der Staatsanwälte stellenweise zu. Ein Verteidiger des 52-Jährigen sagte, der Hauptverantwortliche des Verfahrens
sei Jooste, der sich nicht gestellt habe. "Er ist der eigentliche
Strippenzieher." Auch eine Verteidigerin des 64-Jährigen sprach von einem
System, das Jooste geschaffen habe.

Für die Vollstreckung des Haftbefehls gegen Jooste ist die
Staatsanwaltschaft Oldenburg zuständig. Sie teilte auf Anfrage mit, dass sie aus
ermittlungstaktischen Gründen zum Stand des Vorgangs keine Angaben machen könne.

Steinhoff, aufgebaut von Bruno Steinhoff aus Westerstede, galt lange als
Europas zweitgrößter Möbelkonzern. In Deutschland war die Firma für die Kette
Poco bekannt, die mittlerweile an den Konkurrenten XXXLutz verkauft worden
ist./lkm/DP/he

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