02.07.2024 15:45:15 - dpa-AFX: ROUNDUP 2: Schwacher Start für Fahrradbranche - Rettungsanker Dienstrad

(neu: Bosch-Manager im dritten Absatz)

FRANKFURT (dpa-AFX) - In den ersten vier Monaten des Jahres sind in
Deutschland weniger Fahrräder verkauft und hergestellt worden. Der Absatz ging
bis Ende April mit 1,45 Millionen Rädern um rund 10 Prozent zurück, wie der
Industrieverband ZIV zum Auftakt der Leitmesse Eurobike (3.-7. Juli) in
Frankfurt berichtet. Vor allem herkömmliche Fahrräder verkauften sich mit
650.000 Einheiten um fast 20 Prozent schlechter als im gleichen
Vorjahreszeitraum, während die teureren und wirtschaftlich wichtigeren E-Bikes
mit 800.000 Stück nahezu konstant blieben.

Noch deutlicher sind die Produktionszahlen der Hersteller geschrumpft, da
aus den Vorjahren noch erheblichen Restbestände im Handel verfügbar waren.
970.000 Stück bedeuteten einen Rückgang um fast 18 Prozent über alle
Fahrradtypen. Er sehe dennoch die Möglichkeit, dass 2024 noch zu einem ganz
normalen Jahr mit einem Umsatz von 4,3 Millionen Bikes werden könne, sagte
ZIV-Geschäftsführer Burkhard Stork. Nach wie vor gebe es eine gesunde Nachfrage
und hohes Wachstumspotenzial.

Der Geschäftsleiter von Bosch eBike Systems, Claus Fleischer, beklagte
"Gegenwind aus der Politik". Das betreffe unter anderem die "Mutlosigkeit bei
der Fahrradinfrastruktur und dem Ausbau von Radwegen", sagte er der Deutschen
Presse-Agentur. Fleischer betonte, die Politik müsse erkennen, dass man mit dem
Fahrrad und dem E-Bike eine "tolle Alternative für die Mobilität in der Stadt,
aber auch für das Freizeitverhalten der Menschen" habe. "Jeder, der Fahrrad
fährt, bewegt sich aktiv."

Rund 1800 Aussteller zeigen auf nahezu unveränderter Fläche und einem
erweiterten Testgebiet eine Reihe von Innovationen und Weiterentwicklungen
insbesondere im E-Bike-Bereich und bei Lastenrädern. Beide Gattungen sollen
leichter und damit einfacher einsetzbar werden, lautet das Ziel vieler Anbieter.
Auch die Künstliche Intelligenz wird genutzt, etwa bei der
Bosch-Navigationssoftware "Range Control", die aus Fahrdaten individualisierte
Streckenvorschläge erarbeitet. Die Messe ist zunächst für Fachbesucher geöffnet
und am Wochenende als Festival auch für das breite Publikum.

Studie sieht Potenzial für Diensträder

Als Rettungsanker der Branche dient die Möglichkeit für Beschäftigte, über
ihren Arbeitgeber ein Fahrrad zu leasen. Laut einer Deloitte-Studie steckt in
dem Geschäft mit geleasten Diensträdern weiteres Potenzial. Trotz des starken
Wachstums in den vergangenen Jahren haben erst 37 Prozent der Beschäftigten die
Möglichkeit des Dienstradleasings, heißt es in einer Auswertung des
Beratungsunternehmens. Von diesen 16,8 Millionen Menschen haben erst knapp 10
Prozent einen entsprechenden Vertrag abgeschlossen.

"Das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft", sagt Studienautor Kim
Lachmann. So gebe es bei den rund 204.000 teilnehmenden Arbeitgebern im
Durchschnitt noch rund 90 Prozent der Mitarbeitenden, die bisher nicht leasen.
Zudem steige die Zahl der Unternehmen kontinuierlich - seit 2019 im Schnitt um
46 Prozent pro Jahr.

Der Umsatz der Leasinganbieter ist im vergangenen Jahr auf 3,2 Milliarden
Euro gestiegen (2022: 2,6 Mrd Euro). Sie brachten 790.000 Räder unter die Leute
nach 680.000 Bikes im Jahr zuvor. Die Flotte der auf drei Jahre geleasten
Diensträder wuchs um rund 400.000 auf 1,9 Millionen Stück. Dabei handelte es
sich meist um sehr hochwertige und teure Räder. E-Bikes machen rund 80 Prozent
aus. Ihr Durchschnittspreis lag im Leasingfall bei 3750 Euro und damit 800 Euro
über dem Preis im gesamten Fahrradmarkt. Die Geschäfte werden zu einem sehr
hohen Anteil über den lokalen Fachhandel abgewickelt./ceb/DP/jha

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