17.05.2024 14:47:21 - dpa-AFX: Putin kritisiert Friedensgipfel in der Schweiz

HARBIN (dpa-AFX) ? Kremlchef Wladimir Putin hat den in der Schweiz geplanten
Friedensgipfel der Ukraine als Druckmittel gegen Russland kritisiert. Die am 15.
und 16. Juni in der Nähe von Luzern geplante Konferenz sei der Versuch, Russland
Bedingungen für eine Beendigung des Konflikts aufzuzwängen, sagte Putin am
Freitag zum Ende seiner zweitägigen China-Reise in der Stadt Harbin.

Zuvor hatte er auch mit Chinas Partei- und Staatschef Xi Jinping über seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine gesprochen. Details aus dem Gespräch nannte er
nicht. Die Ukraine und der Westen hoffen, dass China einen Vertreter zum Gipfel
in die Schweiz schickt, um dem Treffen mehr Gewicht zu verleihen.

Putin kritisierte, dass Russland ständig Vorwürfe gemacht würden, aber
Moskau nicht einmal eingeladen sei zu dem Treffen. Auch Verbündete Russlands
sehen keinen großen Sinn in dem Treffen, wenn nicht beide Kriegsparteien daran
teilnehmen.

Putin betonte erneut, dass Russland bereit sei zu Verhandlungen. Er
erinnerte noch einmal daran, dass es kurz nach Kriegsbeginn bereits in Istanbul
eine Einigung mit der ukrainischen Seite zur Beilegung des Konflikts gegeben
habe. Es habe ein fertiges Dokument gegeben, das weiter eine Grundlage sein
könne, sagte Putin. Aus dem Papier hatte Ende April auch die Zeitung "Welt"
zitiert unter dem Titel: "Das geheime Dokument, das den Ukraine-Krieg hätte
beenden können."

Nach Putins Aussage hätte damals Kiew entschieden, den Kampf fortzusetzen.
Der frühere ukrainische Verhandlungsführer und Fraktionschef der
Präsidentenpartei im Parlament, David Arachamija, hatte bestätigt, dass Moskau
bei den Gesprächen nur auf der Neutralität des Nachbarlandes bestanden habe, um
den Konflikt zu beenden. "Als wir aus Istanbul zurückkehrten, kam
(Großbritanniens Premierminister) Boris Johnson nach Kiew und sagte, dass wir
mit ihnen (den Russen) überhaupt nichts unterzeichnen werden - lasst uns einfach
kämpfen", sagte Arachamija im Interview des Fernsehsenders "1+1".

Für die Unterzeichnung eines Abkommens hätte es jedoch auch ein Treffen von
Präsident Wolodymyr Selenskyj mit Putin gebraucht. Zudem habe Kiew gezögert,
weil es für den Fall der Unterzeichnung eines Friedensabkommens keine
Sicherheitsgarantien gegeben habe, sagte Arachamija. Für einen neutralen Status
der Ukraine müsste auch die Verfassung des Landes geändert und der Nato-Kurs
daraus gestrichen werden. Zudem waren in der vorläufigen Einigung noch
endgültige Regelungen für eventuelle und von Russland geforderte
Gebietsabtretungen der Ukraine getroffen worden./mau/DP/stk

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