15.05.2024 15:31:14 - dpa-AFX: Aufnahme des Regelbetriebs für LNG-Terminal Mukran steht weiter aus

MUKRAN (dpa-AFX) - Die Nutzung des umstrittenen Flüssigerdgas-Terminals in
Mukran auf Rügen im Regelbetrieb verschiebt sich weiter Richtung Sommer. Nachdem
im März die Anlieferung von verflüssigtem Erdgas (LNG) per Tankschiff und die
Einspeisung in das deutsche Pipeline-Netz erfolgreich getestet worden waren,
hatte Anfang April das staatliche Umweltamt Vorpommern den Regelbetrieb für
Mukran genehmigt. Damit sei die Deutsche Regas berechtigt, das Energie-Terminal
"Deutsche Ostsee" antragsgemäß zu betreiben. "Der Zeitpunkt der anzuzeigenden
Inbetriebnahme ist nicht weiter terminiert. Er wird der zuständigen Behörde, dem
Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt, kurzfristig bekannt gegeben",
teilte das Unternehmen am Mittwoch auf Anfrage mit.

Bei der Übergabe der behördlichen Unterlagen hatte Regas-Aufsichtsratschef
Stephan Knabe angekündigt, bis Mitte Mai mit dem Regelbetrieb beginnen zu
wollen. Nach eigenen Angaben muss das Unternehmen "im Einklang mit den
Bescheiden" noch verschiedene Nachweise erbringen. Die bis zum 15. Mai
terminierten Nachweise würden durch die Deutsche Regas fristgemäß erbracht, hieß
es. Ob weitere ausstehen, blieb damit offen.

Als Grund für die Verzögerung gilt auch ein beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig anhängiges Verfahren. Das unweit von Mukran gelegene Ostseebad Binz
hatte im Eilverfahren beantragt, den Betrieb des LNG-Terminals zu untersagen.
Der Antrag sei zur Stellungnahme an die Deutsche Regas übermittelt worden,
verbunden mit der Bitte, "vorläufig sicherzustellen, dass mit Maßnahmen, die dem
Antrag zuwiderlaufen, noch nicht begonnen wird", teilte eine Sprecherin des
Gerichts auf Anfrage mit. Bis zum 24. Mai habe das Unternehmen Zeit, sich zum
Antrag der Gemeinde Binz zu äußern. Ein Termin für die Entscheidung des Gerichts
stehe noch aus.

Neben dem viel besuchten Badeort an der Ostküste Rügens, nach dessen Ansicht das Terminal mit gravierenden Sicherheitsrisiken für angrenzende Wohn- und
Kurgebiete verbunden ist, hält auch die Deutsche Umwelthilfe ihren Widerstand
aufrecht. Die Umweltschutz-Vereinigung hatte am Dienstag Widerspruch gegen die
Betriebsgenehmigung für die beiden zur Anlandung von Flüssigerdgas (LNG)
eingesetzten Spezialschiffe eingelegt. Sollte das zuständige Umweltamt in
Stralsund den Widerspruch abweisen, werde ebenfalls Klage vor dem
Bundesverwaltungsgericht erhoben, hieß es. Die Umwelthilfe bezweifelt den Bedarf
eines weiteren LNG-Terminals für Deutschland und befürchtet Schäden für das
Klima und die Meeresschutzgebiete vor Rügen.

Die Deutsche Regas hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Nach Ansicht der Unternehmensspitze ist das Terminal in Mukran, das nach Maßgaben des
LNG-Beschleunigungsgesetzes in kurzer Zeit fertiggestellt wurde, für die
Energieversorgung Ost- und Süddeutschlands sowie der Nachbarstaaten von großer
Bedeutung. Im Hafen von Mukran sollen zwei Spezialschiffe verflüssigtes Erdgas
aufnehmen, wieder in Gas umwandeln und über eine etwa 50 Kilometer lange
Pipeline durch die Ostsee zum Leitungsknotenpunkt in Lubmin bei Greifswald
leiten. Die Gesamtkapazität bezifferte Knabe mit 13,5 Milliarden Kubikmetern pro
Jahr, was in etwa 15 Prozent des aktuellen deutschen Jahresverbrauchs
entspreche. Die Investitionskosten beliefen sich den Angaben zufolge auf rund
200 Millionen Euro./fp/DP/he

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