16.05.2024 17:31:21 - dpa-AFX: Protest gegen EU-Feier in Moskau - Botschafter kritisiert Krieg

MOSKAU (dpa-AFX) - Begleitet von Protesten russischer Aktivisten hat der
EU-Botschafter Roland Galharague in Moskau in Kremlnähe den Angriffskrieg gegen
die Ukraine kritisiert. Die russische Aggression sei unprovoziert, illegal und
ein Verstoß gegen die Charta der Vereinten Nationen, sagte der Franzose am
Donnerstag bei einer verspäteten Feier des Europatags, der am 9. Mai begangen
wird. "Die Kriege von heute schüren nur den Hass von morgen", sagte der
Diplomat. Antiwestliche Aktivisten protestierten im Zentrum der russischen
Hauptstadt gegen die Feier der Diplomaten aus Dutzenden Staaten.

In einem verteilten Flugblatt der mehrheitlich kommunistischen Protestierer
hieß es, es sei absurd, den Europatag im Zentrum von Moskau zu feiern, während
durch die Lieferung westlicher Waffen an das "verbrecherische Regime in der
Ukraine" russisches Blut vergossen werde. Die EU mache Politik gegen Russland
und feiere sich dafür in Moskau. "Russisches Blut ist an Ihren Händen", war auf
einem roten Banner zu lesen. Diplomaten berichteten, sie seien von den
Aktivisten und russischen Medien angegangen worden am Eingang des Hotels, in dem
die Feier stattfand.

Dagegen sagte die russische Menschenrechtlerin Swetlana Gannuschkina von der mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten Organisation Memorial, dass das
russische Blut durch den Krieg Moskaus gegen die Ukraine vergossen werde. Sie
lobte im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur, dass Botschafter Galharague
bei der Veranstaltung direkt im Machtzentrum den Krieg gegen die Ukraine
verurteilt habe. "Das ist angebracht und gut", sagte sie.

Der Franzose betonte in seiner Rede auch, dass die EU zu den Bürgern
Russlands selbst weiter den Kontakt halten wolle. Deshalb arbeiteten die
Botschaften und Konsulate auch weiter in Moskau. Russen erhalten in den meisten
Botschaften der EU-Mitglieder weiter Visa, damit sie nach Westen reisen und sich
selbst ein Bild machen vom Leben in der EU.

Zu der Veranstaltung waren viele Diplomaten und auch Vertreter der
russischen Zivilgesellschaft gekommen. Die Organisatoren baten darum, keine
Fotos von der Feier zu verbreiten. Der deutsche Botschafter Alexander Graf
Lambsdorff, der sich vertreten ließ, wurde erst am Abend in Moskau
zurückerwartet./mau/DP/men

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