24.05.2024 10:01:39 - dpa-AFX: VERMISCHTES/ROUNDUP: Deutsche bei Einsturz von Lokal getötet - 'Wie eine Bombe'

PALMA (dpa-AFX) - Tragödie am Ballermann: Beim Einsturz eines voll besetzten
Restaurants an der Playa de Palma auf Mallorca sind zwei deutsche Frauen und
zwei weitere Menschen ums Leben gekommen. Die deutschen Todesopfer seien 20 und
30 Jahre alt, teilte die Polizei in Palma am Freitag mit. Zudem seien beim
Unglück am Donnerstagabend eine 23-jährige Spanierin und ein 44 Jahre alter Mann
aus dem Senegal getötet worden. Bei den deutschen Todesopfern handele es sich
mutmaßlich um Urlauberinnen, hieß es auf Anfrage.

16 Verletzte wurden den amtlichen Angaben zufolge am Freitag noch in
verschiedenen Krankenhäusern der bei deutschen Urlaubern sehr beliebten
Mittelmeer-Insel behandelt. Sieben der Verletzten waren in kritischem Zustand.
Die neun restlichen seien alle schwer verletzt, aber außer Lebensgefahr.

Der Chef der Feuerwehr von Palma, Eder García, hatte in der Nacht auf
Freitag gesagt, bei den meisten Betroffenen handele es sich wohl um Ausländer
"verschiedener Nationalitäten und mittleren Alters". Eine der ums Leben
gekommenen Frauen habe im Lokal gearbeitet, schrieben die Zeitung "El País" und
andere Medien.

Das Unglück erschütterte zu später Stunde nicht nur die Balearen, sondern
ganz Spanien. In Madrid sprach Ministerpräsident Pedro Sánchez auf X, vormals
Twitter, den Familien der Todesopfer sein Beileid aus und betonte: "Ich verfolge
aufmerksam die Folgen des schrecklichen Einsturzes am Strand von Palma."

Überlastung des ersten Stockwerks mögliche Einsturz-Ursache

Der Unfall geschah direkt am Strand, nur circa einen Kilometer von den
Kultlokalen Megapark und Bierkönig entfernt. Das Gebäude des Medusa Beach Club
stürzte gegen 20.30 Uhr ein. Der erste Stock sei dabei sofort bis zum Keller
eingebrochen, wo auch sehr viele Gäste zu Abend gegessen hätten, berichteten "El
País" und andere Medien unter Berufung auf Augenzeugen. Eine erste Überprüfung
habe ergeben, dass die Überlastung des ersten Stockwerks eine mögliche Ursache
für den Einsturz sei, sagte Feuerwehrchef García.

Am frühen Freitagmorgen hatten Einsatzkräfte unter den Trümmern noch
fieberhaft nach Opfern. Ein Polizeisprecher hatte aber kurz vor Mitternacht gute
Nachrichten übermittelt: "Mit 90-prozentiger Sicherheit" seien unter den
Trümmern keine Opfer mehr, sagte er auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur.
Weitere Opfer wurden bis Freitag nicht mehr geborgen.

Javier, ein Bewohner der Playa de Palma, war in unmittelbarer Nähe, als das
Gebäude an der Straße Cartago schnell wie ein Kartenhaus, aber mit lautem Getöse
in sich zusammenfiel. "Es hörte sich wie eine Bombe an", erzählte er einem
Reporter der Regionalzeitung "Última Hora". Andere Menschen sagten, das Gebäude
sei erst "vor ein paar Jahren" renoviert worden. Der Teil im ersten Stock, der
einstürzte, sei als Chill-out-Bereich benutzt worden.

Viele Gäste im Restaurant zum Zeitpunkt des Einsturzes

Zum Zeitpunkt des Einsturzes seien viele Gäste im Restaurant gewesen, das
zum Teil auch als Cocktailbar mit Livemusik fungierte, berichteten Medien.
Einsatzkräfte der Polizei, der Feuerwehr und der mallorquinischen Notfalldienste
seien schnell vor Ort gewesen. Die angrenzenden Lokale und Wohnhäuser wurden
aufgrund von Einsturzgefahr evakuiert, das Gebiet abgeriegelt. Psychologen und
Ärzte betreuten am Unglücksort noch Stunden nach dem Einsturz Leichtverletzte,
Angehörige der Opfer und sichtlich mitgenommene Zeugen der Tragödie.

Bis zu 1000 Menschen hätten sich unmittelbar nach dem Einsturz vor dem
Unfallort versammelt, berichteten die Regionalzeitungen "Diario de Mallorca" und
"Última Hora". Angehörige von Mitarbeitern bangten um ihre Lieben, Schaulustige
debattierten über die möglichen Ursachen. Immer wieder musste die Polizei die
Menge bitten, ruhig zu sein, damit die Rettungsteams die Stimmen möglicher
Überlebender unter den Trümmern hören könnten.

Die regionale Ministerpräsidentin Marga Prohens, der Bürgermeister von
Palma, Jaime Martínez, und der erste stellvertretende Bürgermeister, Javier
Bonet, fuhren ebenfalls schnell zum Strand, um sich vor Ort ein Bild von der
Tragödie und den Rettungsarbeiten zu machen. Bürgermeister Martínez rief eine
dreitägige Trauer aus.

Nach dem Start der Party-Saison sind seit Ende April wieder zahlreiche
Touristen am Playa de Palma, die - anders als die Besucher der englischen
Partyhochburg Magaluf westlich von Palma - mehrheitlich aus Deutschland
kommen./er/DP/jha

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