28.06.2024 06:30:15 - dpa-AFX: ROUNDUP: Selenskyj nach Brüssel-Besuch gestärkt - Die Nacht im Überblick

BRÜSSEL (dpa-AFX) - Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat bei
seiner jüngsten Brüssel-Reise weitere Rückendeckung für den Abwehrkrieg seines
Landes gegen Russland erhalten. Beim EU-Gipfel unterzeichnete er am Donnerstag
mit EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und EU-Ratspräsident Charles
Michel eine Vereinbarung zur Sicherheitskooperation und langfristigen
Unterstützung. Bei einem Besuch im Nato-Hauptquartier wurde ihm weitere Hilfe
zugesagt.

Neben der EU haben auch Estland und Litauen Vereinbarungen mit der Ukraine
zur Sicherheitskooperation und langfristigen Unterstützung des von Russland
angegriffenen Landes geschlossen. Am Rande des EU-Gipfels in Brüssel
unterzeichneten die estnische Regierungschefin Kaja Kallas und der litauische
Staatschef Gitanas Nauseda am Donnerstag die jeweils bilateralen Abkommen mit
Selenskyj.

Darin verpflichten sich die beiden EU- und Nato-Länder, die Ukraine zehn
Jahre lang politisch militärisch und wirtschaftlich zu unterstützen. Damit haben
nun alle baltischen Staaten der Ukraine langfristige Sicherheitszusagen gemacht.
Lettland hatte zuvor bereits im April ein entsprechendes Abkommen getroffen

Selenskyj traf sich in Brüssel auch mit dem slowenischen Regierungschef
Robert Golob. "Wir haben die Fertigstellung des bilateralen Sicherheitsabkommens
und zur Sicherung eines gerechten Friedens für die Ukraine besprochen", schrieb
Selenskyj später auf der Plattform X.

Selenskyj besuchte in Brüssel auch das Nato-Hauptquartier. Bei einem
Gespräch mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg ging es unter anderem um den
Nato-Gipfel in der zweiten Juli-Woche in Washington. Der ukrainische Präsident
ist zu dem Treffen der Staats- und Regierungschefs der 32 Alliierten als Gast
eingeladen.

"Wir erwarten, dass die Rolle des Bündnisses bei der Koordinierung der
Sicherheitshilfe und der Ausbildung der ukrainischen Truppen gestärkt wird und
dass langfristige finanzielle Verpflichtungen eingegangen werden, um eine
stabile Unterstützung der Ukraine zu gewährleisten", schrieb Selenskyj nach dem
Treffen auf X. Er dankte zudem Stoltenberg für dessen Bemühungen um
Konsolidierung der alliierten Unterstützung für die Ukraine, vor allem bei der
Stärkung der Flugabwehr.

Geplant ist seitens der Nato, der Ukraine beim Gipfel langfristige Zusagen
für Militärhilfen zu geben und in Wiesbaden ein Hauptquartier für den geplanten
Nato-Einsatz zur Koordinierung von Waffenlieferungen und Ausbildungsaktivitäten
für die ukrainischen Streitkräfte aufzubauen.

Flugabwehr für die Ukraine

Eines der Hauptanliegen des ukrainischen Staatschefs, weitere
Flugabwehrsysteme zur Abwehr der ständigen russischen Angriffe zu erhalten,
wurde unterdessen an anderer Stelle erörtert. Wie die "Financial Times"
berichtete, verhandelten die USA darüber gerade mit Israel. Demnach sollte
Israel bis zu acht Patriot-Flugabwehrsysteme an die Ukraine abgeben. Vor der
Überstellung in die Ukraine sollten die etwa 30 Jahre alten Systeme jedoch
zunächst zum Überholen in die USA gebracht werden, berichtete die "FT" unter
Berufung auf Beteiligte an den Verhandlungen.

Aktuell sind in der Ukraine vier Patriot-Flugabwehrsysteme im Einsatz, zwei
von ihnen wurden aus Deutschland zur Verfügung gestellt. Selenskyj hatte zuletzt
den weiteren Bedarf seines Landes auf mindestens sechs weitere Patriot-Systeme
geschätzt.

Heftige Kämpfe in der Ukraine dauern an

An den diversen Frontabschnitten im Osten der Ukraine lieferten sich
russische und ukrainische Einheiten auch am Donnerstag schwere Kämpfe. "Der
Feind sucht nach Wegen, unsere Verteidigungslinien zu durchbrechen", teilte der
ukrainische Generalstab in Kiew am Abend in seinem täglichen Lagebericht mit.

Von den über 100 gemeldeten bewaffneten Zusammenstößen des Tages entfiel
nach diesen Angaben mehr als die Hälfte auf die Umgebung von Pokrowsk in der
Region Donezk. Der Frontverlauf sei allerorts unverändert geblieben.

Ukrainische Militärs berichteten zudem von schweren Gefechten rund um die
Siedlung Mirnoje westlich der Großstadt Saporischschja. Eine russische Brigade
habe dort bei massierten Sturmangriffen rund 95 Prozent ihrer Soldaten verloren,
hieß es in der von der ukrainischen Agentur Unian verbreiteten Mitteilung. Diese
Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden./cha/DP/zb

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH