21.05.2024 17:04:58 - dpa-AFX: ROUNDUP: Bauern wieder in schwierigerer Geschäftslage

BERLIN (dpa-AFX) - Die Geschäfte der Landwirte trüben sich nach zuletzt
guten Gewinnen ein. "Unsere Betriebe sind wieder in ein wirtschaftlich
schwierigeres Fahrwasser geraten", sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied am
Dienstag. Für das bis Ende Juni laufende aktuelle Wirtschaftsjahr 2023/24 müsse
mit einem Gewinneinbruch zwischen 30 und 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr
gerechnet werden - damals waren die Ergebnisse dank höherer Preise deutlich
gestiegen. Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) rechnet nun wegen sinkender
Preise ebenfalls mit geringeren Einkommen und will der Branche weiterhin
stabilere Bedingungen verschaffen.

Im vorigen Wirtschaftsjahr 2022/23 waren die Unternehmensergebnisse auf ein
Rekordniveau gestiegen. Nach amtlichen Daten, die Özdemir in Berlin vorstellte,
stieg der durchschnittliche Gewinn auf 113 900 Euro und lag damit um 39 Prozent
über dem Vorjahreswert. Hintergrund war laut Ministerium vor allem ein kräftiger
Preisanstieg bei fast allen Erzeugnissen, der sich infolge von Russlands
Angriffskrieg gegen die Ukraine noch beschleunigte. Dadurch hätten die meisten
Höfe erhebliche Kostensprünge bei Energie, Futter und Dünger mehr als wettmachen
können.

Der Bauernverband hatte nach eigenen Daten für das vergangene
Wirtschaftsjahr bereits einen durchschnittlichen Gewinn von 115 400 Euro
ermittelt. Davon sind aber unter anderem noch Investitionen zu bezahlen.
Generell müssen die Höfe mit teils starken Schwankungen etwa wegen des Wetters
oder der Entwicklung der Preise umgehen, die längst maßgeblich von
internationalen Märkten bestimmt sind.

Rukwied sagte, die Erzeugerpreise bei den meisten wichtigen pflanzlichen und tierischen Produkten seien nun deutlich niedriger. Özdemir erläuterte, für die
Betriebe seien die Schwankungen wie eine "Achterbahnfahrt". Dass viele Höfe
zuletzt zum zweiten Mal starke Betriebsergebnisse einfahren konnten, sei eine
gute Nachricht. "Wir dürfen uns aber nicht in falscher Sicherheit wiegen." Für
die Politik gehe es daher um Verlässlichkeit und Planbarkeit für die harte
Arbeit der Landwirte.

Nach bundesweiten Bauernprotesten wegen der Streichung von
Agrardiesel-Vergünstigungen zu Jahresbeginn hat die Ampel-Koalition der Branche
andere Entlastungen zugesichert - unter anderem Erleichterungen bei
bürokratischen Auflagen und bei Steuerregelungen, die vor dem Sommer umgesetzt
werden sollen. Özdemir bekräftigte, dass für einen Umbau der Tierhaltung zu
höheren Standards eine dauerhafte Finanzierung kommen soll, damit Höfe nicht auf
den Mehrkosten dafür sitzen bleiben. Dies sei aus den gegenwärtigen Ladenpreisen
nicht zu erlösen.

Der Minister warb erneut für Vorschläge für eine höhere Mehrwertsteuer oder
einen Tierwohlcent auf tierische Produkte. Keiner der drei Koalitionspartner
habe dies auf der Spitzenebene klar vom Tisch genommen, die Gespräche würden
weiter geführt. In der Koalition hatte vor allem die FDP Einwände geltend
gemacht. Özdemir sagte, der Weg der deutschen Landwirtschaft sei, "mit Qualität
am Markt den Unterschied zu machen." Für bessere Bedingungen in den Ställen hat
die Bundesregierung vorerst eine Milliarde Euro reserviert, die aber nur für
Schweinehalter vorgesehen ist./sam/DP/ngu

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