15.05.2024 06:00:05 - dpa-AFX: ROUNDUP: Ukraine kündigt Strom-Notabschaltungen an - Die Nacht im Überblick

KIEW (dpa-AFX) - In der Ukraine kommt es angesichts russischer Angriffe auf
die Energieinfrastruktur landesweit zu Einschränkungen bei der Stromversorgung.
Von Dienstagabend um 21.00 Uhr bis um Mitternacht gab es "in allen Regionen der
Ukraine kontrollierte Notabschaltungen", wie der Energieversorger Ukrenerho
bereits vorab auf Facebook mitgeteilt hatte. Für Industriekunden sollten die
Einschränkungen auch am Mittwoch noch anhalten, hieß es. Grund sei ein
"erheblicher Strommangel" durch russischen Beschuss und eine erhöhte Nachfrage
an kalten Tagen. In der Hauptstadt Kiew sind laut Stadtverwaltung rund zehn
Prozent der Verbraucher von den Notabschaltungen betroffen.

Russland führt seit mehr als zwei Jahren einen Angriffskrieg gegen das
Nachbarland. Immer wieder hat die russische Armee dabei in den vergangenen
Monaten gezielt ukrainische Energieanlagen bombardiert.

Mehr als 20 Verletzte durch russische Angriffe auf Charkiw

Bei neuen Angriffen wurden in der ostukrainische Großstadt Charkiw
mindestens 21 Menschen verletzt. Unter den Opfern seien drei Kinder, teilte die
Staatsanwaltschaft der an Russland grenzenden Region mit. Die ukrainischen
Behörden berichteten von mehreren russischen Luftangriffen, die die Stadt im
Laufe des Tages erschütterten und auch ein mehrstöckiges Wohnhaus getroffen
haben sollen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj pochte in seiner abendlichen
Videoansprache erneut auf mehr internationale Hilfe bei der Luftverteidigung,
insbesondere beim Schutz von Charkiw. "Wenn wir bereits zwei Patriot-Systeme für
diese Region bekommen hätten, dann hätte das einen Unterschied für die
Gesamtsituation im Krieg gemacht", betonte Selenskyj, der sich früher am Tag mit
dem in die Ukraine gereisten US-Außenminister Antony Blinken getroffen hatte.

Blinken in Kiew

Auch bei seinem Treffen mit Blinken hatte Selenskyj
Patriot-Flugabwehrsysteme für Charkiw gefordert. Der wie üblich aus
Sicherheitsgründen nicht angekündigte Besuch war für Blinken der vierte seit
Kriegsbeginn im Februar 2022. Zugleich war es die erste Visite nach
Verabschiedung eines lange verzögerten Hilfspakets der USA in Höhe von 61
Milliarden US-Dollar (56,5 Milliarden Euro).

Die Waffen seien teils schon eingetroffen, teils noch unterwegs, sagte
Blinken. "Das wird auf dem Schlachtfeld einen realen Unterschied machen gegen
die russische Aggression." Er nannte aber keine Details. Bei einer Rede am
Polytechnischen Institut in Kiew sagte er später, es werde nach
Flugabwehrsystemen gesucht.

Russlands neuer Verteidigungsminister: Keine Mobilisierung geplant

Russlands designierter Verteidigungsminister Andrej Beloussow trat derweil
Befürchtungen der eigenen Bevölkerung über eine möglicherweise geplante neue
Mobilisierungswelle entgegen. Zwar sei die Rekrutierung neuer Kämpfer eine
wichtige Aufgabe, sagte der 65-Jährige laut der Agentur Interfax während einer
Anhörung im Oberhaus des russischen Parlaments, das offiziell über seine
Ernennung entscheiden wird. "Ich möchte besonders betonen, dass nicht die Rede
von einer Mobilmachung und von irgendwelchen außerplanmäßigen Maßnahmen ist",
fügte er dann aber hinzu.

Angesichts des Arbeitskräftemangels in der Ukraine infolge des Krieges denkt die Bundesregierung darüber nach, wie von dort geflüchtete Menschen bei einer
Rückkehr in ihre Heimat unterstützt werden können. "Es gibt Überlegungen, wie
wir die Menschen bei ihrem Neuanfang in der Ukraine unterstützen könnten",
antwortete Entwicklungsministerin Svenja Schulze dem "Tagesspiegel" (Mittwoch)
auf die Frage, ob finanzielle Anreize für Geflüchtete geplant seien. "Denkbar
sind auch Modelle der sogenannten zirkulären Migration, also einer zeitweisen
Rückkehr."

Was am Mittwoch wichtig wird

US-Außenminister Blinken setzt seinen Besuch in der Ukraine fort. Geplant
ist unter anderem ein Treffen mit seinem Kollegen Dmytro Kuleba./haw/DP/zb

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