20.05.2024 18:59:49 - dpa-AFX: ROUNDUP: Britischer Skandal um infizierte Blutkonserven sollte vertuscht werden

LONDON (dpa-AFX) - Ein Skandal um infizierte Blutkonserven in Großbritannien
mit mehr als 3000 Toten hätte weitestgehend vermieden werden können. Ein am
Montag veröffentlichter Untersuchungsbericht kommt zu dem Ergebnis, es habe eine
weitverbreitete Vertuschung gegeben, um die Wahrheit zu verbergen.
Regierungsbeamte hätten Dokumente vernichtet, Patienten seien wissentlich
inakzeptablen Infektionsrisiken ausgesetzt gewesen. Opfergruppen begrüßten den
Bericht.

Es wird erwartet, dass die Regierung den Opfern mehrere Milliarden Pfund
Schadenersatz zuerkennen wird. Premierminister Rishi Sunak versprach am Montag
im Parlament "umfassende Entschädigung". "Ich möchte mich von ganzem Herzen und
uneingeschränkt entschuldigen für diese furchtbare Ungerechtigkeit", sagte der
konservative Regierungschef im Unterhaus.

Im größten Behandlungsskandal des britischen Gesundheitsdiensts NHS hatten
in den 70er- und 80er-Jahren bis zu 30 000 Menschen kontaminierte Blutprodukte
erhalten. Mehr als 3000 Menschen starben, nachdem sie sich bei Bluttransfusionen
oder Behandlungen mit HIV oder Hepatitis C infiziert hatten.

"Vertrauen der Menschen wurde missbraucht"

Die Katastrophe sei kein Zufall gewesen, sagte der Chef der
Untersuchungskommission, Brian Langstaff, vor Journalisten. "Menschen haben
darauf vertraut, dass Ärzte und die Regierung für ihre Sicherheit sorgen, und
dieses Vertrauen wurde missbraucht."

Der mehr als 2500 Seiten lange Bericht der "Infected Blood Inquiry" prangert einen "Katalog des Versagens" an. Die Folgen seien nicht nur für die infizierten
Menschen, sondern auch für ihre Angehörigen katastrophal gewesen, sagte
Langstaff. Die Katastrophe dauere an, weil weiterhin jede Woche Patienten
stürben, die "lebenszerstörende" Infektionen erlitten hätten.

Behauptungen verschiedener Regierungen, dass Patienten damals die beste
medizinische Behandlung erhielten und Blutuntersuchungen zum frühestmöglichen
Zeitpunkt eingeführt worden seien, seien unwahr, sagte Langstaff. Die Wahrheit
sei jahrzehntelang verschwiegen worden und es gebe Beweise, dass Unterlagen des
Gesundheitsministeriums zur Vernichtung markiert worden seien./bvi/DP/he

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