14.05.2024 10:40:25 - dpa-AFX: ROUNDUP 2: Delivery Hero erzielt mit Foodpanda-Verkauf in Taiwan Teilerfolg

(neu: Struktur, Aktie, Analysten)

BERLIN (dpa-AFX) - Nach monatelangen Verhandlungen ist der
Essenslieferdienst Delivery Hero nun doch noch sein
Foodpanda-Geschäft in Taiwan losgeworden. Damit kann das Unternehmen bei den
Verkaufsplänen in der Region zumindest einen Teilerfolg verbuchen. Der US-Fahr-
und Lieferdienst Uber wolle den Bereich in einem mehrstufigen
Deal erwerben, teilte Delivery Hero am Dienstag in Berlin mit. Zudem werde sich
der US-Konzern mit einem kleinen Anteil an Delivery Hero beteiligen. Während
sich das MDax-Unternehmen damit finanziellen Freiraum verschafft, weitet der
US-Konzern seine Position in Taiwan aus.

An der Börse wurde die Nachricht zunächst sehr positiv aufgenommen. Die
Delivery-Hero-Aktie legte im Handel am Vormittag um bis zu fast 22 Prozent auf
30,77 Euro zu. Seit dem Jahreswechsel zog der Börsenwert damit um rund ein
Fünftel auf 8,3 Milliarden Euro an - anders als seit drei Jahren: Seit den
Corona-Höchstständen Anfang 2021 haben sich die Papiere um mehr als 70 Prozent
verbilligt.

Foodpanda Taiwan soll für 950 Millionen US-Dollar (888 Mio Euro) an Uber
gehen, wie es in der Delivery-Hero-Mitteilung hieß. Delivery-Hero-Chef Niklas
Östberg dürfte sich damit mit weniger begnügen, als er sich zuvor laut einem
Medienbericht erhofft hatte: Ende Februar hatte die "Wirtschaftswoche" noch von
einem geforderten Kaufpreis "deutlich über einer Milliarde Dollar" berichtet.

Zugleich wird sich der US-Konzern mit knapp drei Prozent an Delivery Hero
beteiligen. Dazu sollen rund 8,4 Millionen neue Aktien für 33 Euro das Stück an
Uber über eine Kapitalerhöhung verkauft werden. Dem stark verschuldeten
deutschen Unternehmen fließen damit 278 Millionen Euro zu. Der Deal soll noch im
ersten Halbjahr 2025 abgeschlossen werden.

Jefferies-Branchenkenner Giles Thorne lobte den Verkauf: "Ein perfekt
getimter Ausstieg mit überzeugenden Vorteilen und erheblichem Schutz vor
Abwärtsrisiken", schrieb er in einer ersten Reaktion. Er warnte allerdings vor
lang andauernden kartellrechtlichen Prüfungen, da durch den Zusammenschluss
faktisch ein Monopolist auf dem Lebensmittelliefermarkt entstehen würde. Je nach
Datensatz gehören Foodpanda in Taiwan bislang zwischen 50 und 55 Prozent des
Marktes, der Rest sei Uber zuzuordnen.

UBS-Analyst Jo Barnet-Lamb merkte an, dass der Taiwan-Deal zwei Wochen nach
der Ankündigung folge, dass Sachem-Head-Gründer Scott Ferguson in den
Aufsichtsrat von Delivery Hero einziehen soll. Der aktivistische Investor Sachem
Head hatte zuvor ein Mitspracherecht im Aufsichtsrat gefordert und hält nach
eigenen Angaben über Aktien und Derivate 3,6 Prozent am Essenslieferdienst.

Mit dem Verkauf kommt Delivery Hero zumindest ein kleines Stück bei seinem
Plan voran, sich aus Asien zurückzuziehen. Neben Taiwan ist Foodpanda in
mehreren Staaten Südostasiens aktiv, dazu zählen Singapur, Malaysia, die
Philippinen, Thailand, Kambodscha, Myanmar und Laos.

Allerdings kam Delivery Hero mit seinen unbekannten Interessenten nicht auf
einen Nenner - in der Diskussion stand als einer der Verhandlungspartner der
Liefer- und Essenslieferdienst Grab, der auch Platzhirsch in der Region ist.

Dieser hatte es Delivery Hero ohnehin nicht einfach gemacht, in der Region
Fuß zu fassen. In der Vergangenheit war es in der Branche üblich, dass sich alle
Marktteilnehmer gegenseitig die Kunden mit Rabatten streitig machen. Aus Vietnam
hatte sich Delivery Hero mit seiner Marke Baemin Anfang Dezember verabschiedet.

Zwar ist Asien gemessen am Umsatz das mit Abstand wichtigste Segment von
Delivery Hero - den Löwenanteil macht allerdings Südkorea aus und das Wachstum
hinkt dem der anderen großen Regionen deutlich hinterher.

"Die Entscheidung, die Verhandlungen nach Monaten abzubrechen, ist nach
gründlichen Überlegungen gefallen", sagte Konzernchef Östberg Ende Februar.
Zuvor hatte Noch-Finanzchef Emmanuel Thomassin der Finanz-Nachrichtenagentur
dpa-AFX gesagt, er sehe keinen Zeitdruck beim Verkauf des Geschäfts. "Wir müssen
Foodpanda nicht verkaufen, auch wenn das ein Vorteil für unsere Liquidität
wäre".

Damit hatte der langjährige Manager auch auf Bedenken von Investoren
reagiert, dass der Finanzmittelfluss von Delivery Hero nicht ausreichen könnte,
Schulden aus eigener Kraft zu bedienen. Thomassin wechselt zum 1. Oktober 2024
zum britischen Fintech Wise./ngu/zb/stk
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
DELIVERY HERO SE NA O.N. A2E4K4 Frankfurt 29,530 28.05.24 08:02:31 -0,190 -0,64% 0,000 0,000 29,530 29,720
UBER TECH. DL-,00001 A2PHHG Frankfurt 58,220 28.05.24 17:49:35 -0,280 -0,48% 0,000 0,000 58,890 58,500

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