16.05.2024 14:01:46 - dpa-AFX: Verdi kritisiert geplante Abschaffung des Galeria-Aufsichtsrats

BERLIN/ESSEN (dpa-AFX) - Die Gewerkschaft Verdi kritisiert die Pläne zur
Neuausrichtung des Warenhausunternehmens Galeria Karstadt Kaufhof und die
vorgesehene Abschaffung des Aufsichtsrates. "Eine Umfirmierung in eine
Unternehmensform ohne Aufsichtsrat und damit ohne unternehmerische Mitbestimmung
der Beschäftigten" sei nicht der richtige Weg, sagte
Verdi-Bundesvorstandsmitglied Silke Zimmer am Donnerstag in Berlin. "Es wäre für
einen Neuanfang nach der dritten Insolvenz wichtig, auf die Erfahrungen der
langjährigen Beschäftigten zurückzugreifen."

Seit Anfang April ist bekannt, dass ein Konsortium aus der
US-Investmentgesellschaft NRDC und der Beteiligungsfirma BB Kapital SA des
Unternehmers Bernd Beetz Galeria übernehmen will. Im Insolvenzplan ist
vorgesehen, das Unternehmen von einer GmbH in eine neue Gesellschaftsform
umzuwandeln, in eine SARL & Co KG. Dabei handelt es sich um die Bezeichnung für
eine haftungsbeschränkte Gesellschaft in Luxemburg. Nach deutschem Recht ist
dabei kein Aufsichtsrat mehr vorgesehen.

Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus verteidigte die Pläne. "Der finanzielle
Aufwand in Zusammenhang mit dem Aufsichtsrat beträgt rund eine Million Euro pro
Jahr. Die vorgesehene Veränderung ist Teil des Weges von der Konzernstruktur hin
zum mittelständischen Unternehmen", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Die
neuen Eigentümer ließen eine Bitte um Stellungnahme zunächst unbeantwortet.
Galeria wollte sich auf Nachfrage nicht äußern.

Wenn die Gläubigerversammlung Ende Mai dem Insolvenzplan zustimmt, würde
dieser inklusive der geänderten Rechtsform Ende Juli in Kraft treten. Der
bisherige Aufsichtsrat von Galeria ist, wie gesetzlich vorgeschrieben,
paritätisch mit Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern besetzt. Seine Aufgabe
ist es, die Geschäftsführung zu kontrollieren und zu beraten.

Verdi gegen Sonntagsöffnungen

Auf Kritik von Verdi stoßen auch mögliche Pläne zur Sonntagsöffnung. Aus dem Umfeld der neuen Eigentümer war zuletzt bekannt geworden, dass diese auf eine
Lockerung der Öffnungszeiten in den Bundesländern setzen. Ziel ist es demnach,
die Filialen einmal im Monat sonntags zu öffnen. Die Gewerkschaft lehnt dies ab.
"Der arbeitsfreie Sonntag ist grundgesetzlich geschützt und die Sonntagsöffnung
bedarf immer eines Anlasses. Daher sind Pläne, die Filialen generell einmal im
Monat zu öffnen, aus unserer Sicht nicht gesetzeskonform", sagte
Verdi-Vorstandsmitglied Zimmer.

Aus Sicht der Gewerkschaft sind große Investitionen nötig, um Galeria
zukunftssicher aufzustellen. "Unsere Kolleginnen und Kollegen wollen nach drei
Insolvenzen endlich Jobsicherheit sowie auskömmliche und gute Arbeit ? nicht
andauernde Unsicherheit, Überlastung durch Sonntagsarbeit und ein Wiederholen
der Fehler der letzten Jahre."

Anfang Januar hatte Galeria einen Insolvenzantrag gestellt. Es ist die
dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren. Bis Ende Juli will Denkhaus
das Unternehmen an die neuen Eigner übergeben. Im Zuge des Insolvenzverfahrens
sollen 16 der 92 Filialen schließen./cr/DP/jha

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