17.05.2024 10:13:39 - dpa-AFX: Baerbock fordert weitere internationale Luftunterstützung für Ukraine

STRASSBURG (dpa-AFX) - Außenministerin Annalena Baerbock hat angesichts der
schweren russischen Angriffe auf die ostukrainische Großstadt Charkiw dringend
weitere internationale Unterstützung für die Ukraine bei der Luftverteidigung
verlangt. "Die Lage ist hochdramatisch, nicht nur mit Blick auf Charkiw, sondern
auch an vielen anderen Orten in der Ukraine", sagte die Grünen-Politikerin am
Freitag vor einer Sitzung des Ministerkomitees des Europarats im französischen
Straßburg. "Wir sehen deutlich, wie sehr die Ukraine weitere Unterstützung,
insbesondere bei der Luftverteidigung, braucht."

Die Lage in Charkiw zeige auch, wie wichtig es sei, dass russische
Nachschubwege gekappt werden könnten, sagte die Außenministerin. Deswegen seien
auch mittel- und langstreckenfähige Waffensysteme notwendig. Bei der von ihr mit
Kanzler Olaf Scholz und Verteidigungsminister Boris Pistorius (beide SPD)
gestarteten internationalen Initiative für mehr Luftunterstützung zugunsten der
Ukraine habe Deutschland ein weiteres Patriot-System zur Verfügung gestellt,
sagte Baerbock. Andere Länder hätten wichtige Komponenten etwa zur
Radarüberwachung geliefert. Zudem hätten Staaten, die nicht über diese
Luftverteidigungssysteme verfügten, über eine Million Euro zur Verfügung
gestellt.

"Aber klar ist, wir brauchen weitere große Systeme" wie Patriot-Batterien,
forderte Baerbock. Etliche europäische Partner prüften, ob sie Systeme verlegen
könnten. "Andere tun das nicht öffentlich, sondern tun das hinter verschlossenen
Türen. Deswegen war die Initiative so wichtig", sagte die Außenministerin und
fügte an: "Es reicht noch nicht aus, was da zusammengekommen ist. Das sehen wir
jeden Tag."

Die Lage in Charkiw in der Ostukraine sei auch deshalb hochdramatisch, weil
die Russen die rund 40 Kilometer von der Grenze entfernt liegende Stadt von
ihrem Territorium aus angreifen könnten, sagte Baerbock. Als sie die Stadt
besucht habe, habe sie erlebt, dass Teile der Luftverteidigung nicht greifen
könnten. Ihr sei gesagt worden: "Zählen Sie bis 60. Und wenn sie dann noch
zählen können, dann ist alles gut. Aber in 60 Sekunden einen Schutzbunker zu
erreichen, ist kaum möglich." Aus diesem Grund lebten in der Stadt Kinder, die
seit fast zwei Jahren nicht mehr zur Schule gegangen seien. Es sei eine
unterirdische Schule gebaut, damit die Kinder wieder in die Schule gehen
könnten./bk/DP/jha

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