16.07.2024 06:07:53 - dpa-AFX: Start-ups bekommen wieder mehr Geld von Investoren

FRANKFURT (dpa-AFX) - Start-ups in Deutschland haben nach der
Finanzierungskrise der vergangenen Jahre wieder etwas mehr Geld von Investoren
bekommen. Im ersten Halbjahr flossen rund 3,4 Milliarden Euro Wagniskapital, 12
Prozent mehr als ein Jahr zuvor (knapp 3,1 Mrd Euro). Das zeigt eine Studie der
Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, die der Deutschen
Presse-Agentur vorliegt. Die Autoren sprechen von "Zeichen einer Trendwende" -
noch in den beiden ersten Halbjahren 2022 und 2023 waren die Investitionen in
Start-ups deutlich gesunken. Während Berlin auch dieses Jahr als Gründer-Hotspot
unangefochten bleibt, holt Nordrhein-Westfalen auf.

Junge Start-ups in Geldnöten

Trotz des Aufwärtstrends hat sich die Finanzierungslage längst nicht für
alle Start-ups verbessert. So sank die Zahl der Finanzierungsrunden - wie schon
in den Vorjahreszeiträumen - deutlich auf 367 Deals, fast ein Fünftel weniger
binnen Jahresfrist. "Von einem generellen Aufatmen in der deutschen
Startup-Szene kann noch keine Rede sein", sagte EY-Partner Thomas Prüver. Denn
während es etwas mehr mittelgroße und auch große Finanzierungsrunden von über
100 Millionen Euro gab, sei die Zahl der kleinen Deals unter zehn Millionen Euro
eingebrochen. Es sei "alarmierend, dass es für ganz junge Start-ups offenbar
immer schwieriger wird, an frisches Geld zu kommen." Denn gerade in der
Anfangsphase seien Geldspritzen essenziell.

Erholung nach schwierigen Zeiten

Start-ups sind für ihr Wachstum auf Investoren angewiesen. Große Fonds und
Konzerne beteiligen sich mit Wagniskapital an jungen Firmen in der Hoffnung,
dass sich deren Ideen durchsetzen. In der Corona-Pandemie hatten Start-ups einen
Boom erlebt. Sie profitierten davon, dass die Zinsen niedrig waren und die
Digitalisierung einen Schub bekam - etwa bei Finanzgeschäften, Online-Shopping
oder Essenslieferungen. Im Boomjahr 2021 flossen allein in den ersten Monaten
fast 7,6 Milliarden Euro an Start-ups.

Doch mit dem Zinsanstieg folgte die Krise: Viele Start-ups strichen Jobs,
andere wurden übernommen. 2023 brachen die Wagniskapital-Investments EY zufolge
um 39 Prozent ein. Nun scheint zumindest das Schlimmste überwunden.

Berlin weiter vorn - aber NRW sahnt bei großen Runden ab

Unter den Bundesländern blieb Berlin im ersten Halbjahr an der Spitze, muss
aber Federn lassen. Die Investments in Start-ups dort sanken um ein Viertel auf
knapp 1,1 Milliarden Euro. Ein Grund: Im Bereich Online-Handel, wo Berlin
traditionell stark ist, floss deutlich weniger Geld. Start-ups aus
Nordrhein-Westfalen rückten dagegen näher. Sie erhielten laut EY in den ersten
sechs Monaten 822 Millionen Euro - 653 Millionen mehr als im Vorjahreszeitraum.
Dahinter stehen große Finanzierungsrunden, vorneweg der
Online-Übersetzungsdienst DeepL (277 Millionen Euro) und die Halbleiter-Firma
Black Semiconductor (254 Mio). Platz drei belegten Start-ups aus Bayern mit 577
Millionen Euro, ein Minus von rund einem Drittel./als/DP/zb

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