20.06.2024 12:23:29 - dpa-AFX: Börse Frankfurt-News: "Durchhaltewille ist durchaus vorhanden" (Marktstimmung)

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Trotz der politischen Verschiebungen halten
viele deutschen (und europäischen) Bluechips die Stange - was die Situation
unsicherer mache, wie Goldberg interpretiert.

20. Juni 2024. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Es hat tatsächlich einige Tage
gedauert, bis sich die Entscheidung des französischen Staatspräsidenten Emmanuel
Macron, vorgezogene Neuwahlen einzuberufen, auch in den Aktienkursen hierzulande
niedergeschlagen hat. Denn nach unserer vergangenen Sentiment-Erhebung gab es
immerhin noch einen Anstieg von 0,9 Prozent, bevor der DAX zum vergangenen
Wochenende doch noch einen deutlichen Abschlag von zeitweise 3,7 Prozent
hinnehmen musste. Und zum heutigen Erhebungszeitpunkt hat sich die Situation des
Börsenbarometers kaum verbessert - am Ende mussten wir den fünften Wochenverlust
mit -2,1 Prozent in Folge notieren.

Unterdessen hat sich die Stimmung unter den von uns befragten institutionellen
Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont im Wochenvergleich kaum
verändert. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist lediglich um 2 Punkte
auf einen neuen Stand von -5 gefallen, wobei sich ein paar vormals neutral
gestimmte Akteure auf die Short-Seite geschlagen haben.

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Dies muss jedoch nicht heißen, dass es seit vergangenem Mittwoch nur sehr wenig
Aktivität unter den Investoren gegeben hätte. Wie sich etwa aus einer anderen
Stimmungserhebung vom vergangenen Wochenende ergibt, dürfte das Sentiment der
Investoren vorübergehend erheblich schlechter gewesen sein.

In die Schwäche gekauft

Bei den Privatanlegern zeigt sich indes eine leichte Tendenz in die andere
Richtung. Denn in diesem Panel ist der Börse Frankfurt Sentiment-Index um 4
Punkte auf einen neuen Stand von +9 gestiegen, weil sich das Bärenlager um 3
Prozentpunkte verringert hat. Dort gab es offensichtlich einige Gewinnmitnahmen,
und eine ganz kleine Minderheit hat sich sogar auf die Bullen-Seite getraut.
Abweichend davon ist das Ergebnis der Umfrage unter den Social-Media-Teilnehmern
innerhalb der Gruppe der Privatanleger. Deren Optimismus hat sich gegenüber der
Vorwoche verringert.

Per Saldo hat also der zwischenzeitliche Kurseinbruch des DAX bei vielen
Investoren im Wochenvergleich keinen Stimmungsumschwung bewirkt. Und auch unter
internationalen Fondsmanagern scheinen europäische Aktien nach wie vor beliebt.
Dies vermittelte die gestern publizierte Umfrage der Bank of America, die
allerdings bereits am vergangenen Donnerstag abgeschlossen wurde. Auch wenn die
Investoren dem Vernehmen nach in diesem Monat hinsichtlich der Aussichten auf
weitere Kursgewinne bei europäischen Aktien weniger optimistisch sind und
französische Papiere aktuell zu den unbeliebtesten der Eurozone zu zählen
scheinen, ergibt sich dagegen im globalen Kontext ein ganz anderes Bild.

Noch halten internationale Fondsmanager der Eurozone die Stange

Danach gaben netto 30 Prozent der Vermögensverwalter an, in Aktien der Eurozone
insgesamt übergewichtet zu sein. Dies entspricht nicht nur dem höchsten Stand
seit Januar 2022, sondern bedeutet gegenüber dem Vormonat sogar eine Zunahme von
12 Prozentpunkten. (Im Vergleich dazu waren zuletzt per Saldo nur 7 Prozent der
globalen Fondsmanager in den USA übergewichtet.)

Allerdings ist davon auszugehen, dass sich seit vergangenem Donnerstag doch noch
zumindest einige der internationalen Fondsmanager von ihren europäischen
Engagements getrennt haben. Dass der DAX trotz der per Saldo geringen
Positionsveränderungen der heimischen Investoren seit dem Tiefpunkt vom
vergangenen Freitag nicht überzeugend gestiegen ist, spricht dafür, dass es
einige Abflüsse durch langfristige Investoren gegeben haben dürfte.

Diejenigen, die - und dazu werden wahrscheinlich internationale Investoren zu
einem großen Teil dazu gehören - auf eine breitere DAX-Erholung setzen, sollten
allerdings für ihren Mut möglichst bald entlohnt werden, wobei manch einer
vermutlich schon mit einem Kursanstieg auf 18.500/550 zufrieden wäre. Insgesamt
ist die Gemengelage für den DAX nicht günstig, vor allem wenn es zu deutlicheren
langfristigen Kapitalabflüssen kommen sollte.

Von Joachim Goldberg
20. Juni 2024, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die
Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder
anderen Vermögenswerten.)

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