17.06.2024 23:35:29 - dpa-AFX: EM 2024/GESAMT-ROUNDUP: Frankreich siegt zum Auftakt - Belgien enttäuscht

DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Kylian Mbappé war mit blutender Nase längst in der
Kabine verschwunden, als die Franzosen den kniffligen Kraftakt gegen Ralf
Rangnicks Österreicher gerade so gemeistert hatten. Doch die Sorgen sind groß um
den Superstar und Kapitän des Titelanwärters, womöglich hat Mbappé beim 1:0
(1:0) sogar einen Bruch der Nase erlitten. "Bei Mbappé weiß ich noch nichts
Genaues. Das ist der dunkle Punkt des Abends", sagte Frankreichs Nationaltrainer
Didier Deschamps.

Der Vize-Weltmeister musste in einem körperbetonten Spiel alles aufbringen,
auch Antoine Griezmann trug eine Platzwunde am Kopf davon. Von wegen kein Fokus
auf die EM! Frankreich kann auch kämpfen, hatte aber auch Glück. Ein Eigentor
des Gladbachers Maximilian Wöber (38. Minute) bescherte den von einer
Polit-Debatte um den Rechtsruck in der Heimat begleiteten Franzosen den
wichtigen Auftaktsieg.

Doch die Equipe Tricolore zittert um ihren Anführer. Mbappé zog sich die
Verletzung kurz vor Schluss bei einem Zweikampf zu, als er bei einem
Kopfballversuch mit seiner Nase mit voller Wucht die Schulter Kevin Danso traf.
Mbappé musste daraufhin ausgewechselt werden. "Es sieht so aus, als ob die Nase
durch ist. Das ist natürlich ärgerlich", sagte Michael Ballack als Experte bei
MagentaTV.

Polit-Debatte bestimmte die Vorbereitung

"Ich bin erleichtert, aber auch zufrieden mit dem Spiel meiner Jungs. Wir
hätten den Durchbruch früher schaffen können. Im Kollektiv hat mein Team gut
gespielt. Manchmal hat ein bisschen die Genauigkeit gefehlt", ergänzte
Deschamps.

Durch den Sieg steht der Europameister von 1984 und 2000 vor dem heißen
Duell am Freitag mit den Niederlanden nicht unter dem befürchteten ganz großen
Druck. Denn die Vorbereitung des Spiels war überlagert von der Debatte zu den
Neuwahlen in Frankreich. Die Situation in der Heimat nach dem Rechtsruck bei der
Europawahl hatte Mbappé noch am Sonntag als "wichtigen Moment in der Geschichte"
Frankreichs bezeichnet. Es gebe Dinge, die "wesentlich wichtiger" seien als das
Spiel am Montag. Dadurch entstanden Zweifel, ob der Vize-Weltmeister den
EM-Start und das Turnier als solches ernst nehmen würde.

Doch die zuvor von Kapitän Mbappé angekündigte Aktion zur Polit-Debatte
blieb vor dem Spiel aus und der Favorit begann schwungvoll. Die Topstars
spielten immer wieder ihr immenses Tempo und ihre Klasse aus. Die forschen
Österreicher, die als Geheimfavoriten gehandelt wurden, sind trotz der
Niederlage weiter zuversichtlich. "Wir hatten unsere Momente, haben es aber
nicht so sauber zu Ende gespielt. Die Leistung war ordentlich. Es war das erste
Spiel, wir haben zwei weitere. Jetzt gilt es, am Freitag das Spiel zu gewinnen",
sagte Bayerns Konrad Laimer.

Baumgartner hatte die Führung auf dem Fuß

Erst im Laufe der ersten Halbzeit fand das ÖFB-Team auch spielerische
Mittel, um Frankreich gefährlich zu werden, hatte aber erst in der 37. Minute
die erste Chance. Und was für eine! Kapitän Marcel Sabitzer, der mit seinem
achten EM-Einsatz zum österreichischen Rekordspieler bei Europameisterschaften
aufstieg, legte ab für Christoph Baumgartner. Der Leipziger stand plötzlich
völlig frei vor dem heraus eilenden Mike Maignan und der französische Keeper von
Ex-Meister AC Mailand klärte bravourös zur Ecke, die Schiedsrichter Jesús Gil
Manzano aus Spanien aus unerfindlichen Gründen nicht gab.

Diese krasse Fehlentscheidung hatte Folgen. Kurz darauf nickte Gladbachs
Wöber eine Mbappé-Hereingabe äußerst unglücklich ins eigene Netz. Verdient war
die Pausenführung für die Équipe Tricolore dennoch, die die immer
leidenschaftlicher spielenden Österreicher aber im Spiel hielt. Das lag auch am
Superstar der Franzosen selbst. Zehn Minuten nach Wiederanpfiff lief der
pfeilschnelle Mbappé erst dem früheren Fortuna-Profi Kevin Danso an dessen alter
Wirkungsstätte und danach auch Wöber davon, bolzte den Ball aber wenig souverän
neben das Tor.

Der extrem unglücklich agierende Wöber wurde kurz darauf von Rangnick erlöst und durch Gernot Trauner von Feyenoord Rotterdam ersetzt. Mit insgesamt drei
Wechseln nach einer Stunde Spielzeit versuchte der ÖFB-Teamchef noch einmal ein
Zeichen zu setzen. Auch der verletzte David Alaba von Real Madrid - bei der EM
nur auf der Bank mit dabei - brachte kein Glück. "Natürlich würde ich der
Mannschaft auf dem Platz helfen. Es tut ein bisschen weh. Aber natürlich möchte
ich der Mannschaft in der Rolle, die ich jetzt über Jahre eingenommen habe, auch
helfen", sagte Alaba in der ARD.

Glücklose Österreicher

Zumal der 65 Jahre alte Rangnick trotz all seiner Trainer-Erfahrung in
Düsseldorf auch Neuland betrat. "Es ist meine erste Europameisterschaft und
überhaupt das erste Mal bei einem Turnier mit der Nationalmannschaft. Und einem
solchen Anfang wohnt immer ein besonderer Zauber inne. Deswegen ist es schon
etwas ganz Besonderes", sagte der langjährige Bundesligacoach bei MagentaTV. Die
von ihm erhoffte Energieleistung brachte sein Team zwar mit zunehmender
Spieldauer aufs Feld. Doch Österreich blieb glücklos und das Leistungsgefälle im
Team erwies sich am Montag als zu groß.

Für Frankreich war es aber ein hart erkämpfter Sieg. Erst holte sich
Griezmann nach einem Check von Wöber eine Platzwunde am Kopf, dann erwischte es
Mbappé. Zu allem Überfluss sah der Stürmerstar auch die Gelbe Karte, nachdem der
Schiedsrichter die Franzosen nicht wechseln ließ. Mbappé kehrte auf das Feld
zurück und ließ sich direkt zu Boden fallen./lap/DP/ngu

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